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Braucht Deutschland wirklich mehr Zuwanderer?

Archivmeldung vom 14.02.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.02.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Initiative Echte Soziale Marktwirtschaft (IESM) / pixelio.de
Bild: Initiative Echte Soziale Marktwirtschaft (IESM) / pixelio.de

Deutschland braucht jährlich 260.000 Zuwanderer, hat kürzlich eine Studie im Auftrag der Bertelsmann Stiftung festgestellt und ist damit auf viel Kritik und Unverständnis gestoßen. Sputnik sprach mit dem Autor der Studie, Dr. Alexander Kubis, um welche Zuwanderung es eigentlich geht und warum die Flüchtlinge da falsch sind.

Spricht man mit einem der Autoren der umworbenen Studie Dr. Alexander Kubis vom Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB), sieht es so aus, als hätten die meisten Massenmedien die Befunde und Botschaften ihrer Arbeit missinterpretiert. Zwar würden dem deutschen Arbeitsmarkt bis 2060 jährlich rund 260.000 Zuwanderer fehlen, aber es gehe nicht um jegliche Zuwanderer, sondern um hoch qualifizierte Arbeitskräfte, kommentiert Dr. Kubis gegenüber Sputnik.

„Die Zuwanderung, die durch die hohen Zuflüsse von zum Großteil unqualifizierten Flüchtlingen in den letzten Jahren erfolgt ist, ist nicht das, was der deutsche Arbeitsmarkt braucht“.

Dieses liege an der demografischen Situation in Deutschland, das in einer guten konjunkturellen Wirtschaftsphase den Bedarf nach Fachkräften nicht mit den einheimischen Reserven begleichen könne. „In den 50ern haben viele Familien ihren Geburtenwunsch nachgeholt, deswegen sind noch vor zehn Jahren ziemlich wenig Leute in Rente gegangen“, erklärt der Experte. Doch die Gesellschaft altere rasant, ganz bald würden deutlich mehr Leute in Rente gehen, während die Jugendlichen fehlen würden.

Es gehe nicht um jegliche Zuwanderer, sondern um die hoch qualifizierten

Viele Kritiker der Zuwanderung gingen in erster Linie auf die Notwendigkeit ein, die zahlreichen deutschen Arbeitslosen in den deutschen Arbeitsmarkt zu integrieren. Dieser Stellungnahme stimmt Dr. Kubis zu. „Bevor es um die Zuwanderung geht, wäre die erste Aufgabe des Staates, sich um die Einheimischen und deren Qualifikation zu kümmern“. Die deutschen Arbeitslosen aber hätten die Autoren in der Studie ebenso behandelt und nur den zusätzlichen Mindestbedarf an Fachkräften berechnet.

Von 2015 bis 2017 waren nach Deutschland laut Statista circa 5,5 Millionen Menschen zugewandert, aber gleichzeitig auch etwa 3,5 Millionen Menschen ausgewandert, darunter circa 668.000 Deutsche. Auch vor der Flüchtlingskrise war die Zuwanderung ziemlich hoch gewesen: 1,4 Millionen Zuwanderer gegenüber 914.000 Auswanderern im Jahr 2014 und 1,2 Millionen Zuwanderer gegen 798.000 Auswanderer im Jahr 2013. Was der deutsche Arbeitsmarkt zusätzlich braucht, wird als die sogenannte Netto-Zuwanderung berechnet, also der positive Unterschied. Die heutigen 260.000 Menschen jährlich, was aus der aktuellen Studie hervorgehe, seien schon weniger Zuwanderer, als noch vor einigen Jahren benötigt worden seien, weil die Zuwanderung der letzten Jahren den Bedarf schon gedrückt habe, so Kubis.

Die Abwanderung muss verzögert werden

Die benötigte Zuwanderung von gut qualifizierten Arbeitskräften aus Europa soll in der Zukunft abnehmen, weil die Gesellschaft der EU ebenso altern und die wirtschaftliche Lage in den Herkunftsländern, wie z.B. in Spanien, sich etwas stabilisieren soll. Schon jetzt würden viele ausländische Arbeitskräfte aus Deutschland auswandern, sagt der Experte. Neben seinen Kollegen verweist er auch darauf, dass die Personalbeschaffung von Fachkräften mit sehr vielen Kosten verbunden sei. „Deswegen plädieren wir nicht dafür, auf die Zuwanderung zu achten, sondern die Abwanderung von Arbeitskräften zu verzögern“. Man könnte die Leute besser integrieren.

Damit die Zuwanderer keine Konkurrenz zu den Arbeitslosen und wenig qualifizierten Arbeitnehmern in Deutschland machen, sollen sie bereits gut qualifiziert sein und alleine die unbelegten Stellen besetzen. Da bei ihnen die Sprachbarriere und die Ausbildung normalerweise kein Problem seien, soll deren Integration mit sehr wenigen Kosten stattfinden.

Der Forscher gibt zu, wenig auf die aktuellen Probleme des deutschen Arbeitsmarktes eingegangen zu sein, sondern mehr dessen langfristige Entwicklung gemessen zu haben. Bei der Frage, wie viele Zuwanderer Deutschland brauchen wird, hat er auch die Alternativen betrachtet, wie die Erhöhung des Renteneintrittsalters auf 70 Jahre, die etwas höhere Geburtenrate oder die bessere Erwerbstätigkeit von Frauen. Das alleine reiche aber nicht aus.

„Wir müssen weg von der Idee, dass die Zuwanderung etwas Schlechtes ist. Sie ist gut, wenn die Zuwanderer gut qualifiziert sind. Das Problem im Moment ist, dass die Zuwanderung deutlich mehr Qualifikationsbedarf hat“.

Jemand müsste am Ende die Rente bezahlen, so der Experte weiter. „Wenn wir auf Zuwanderung verzichten und die Bevölkerung schrumpft, wer wird dann das Sozialsystem finanzieren?“ Deutschland stelle sehr viele innovative Produkte her und verkaufe diese zu einem hohen Preis. Die Innovation müsste aber bewahrt werden. „Dafür muss die Zuwanderung passgenau und nicht durch hohe Investitionen verzögert stattfinden“, schlussfolgert der Experte. All dies müsste bei einem wirksamen Einwanderungsgesetz berücksichtigt werden.

Quelle: Sputnik (Deutschland)

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