SPD macht Druck auf Wadephul im Fall Maja T.

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Im Fall der in Ungarn im Hungerstreik befindlichen Aktivistin Maja T. schaltet sich die mitregierende SPD ein. "Die SPD-Bundestagsfraktion verfolgt die Situation von Maja T. in Ungarn mit großer Sorge", sagte ihr queerpolitischer Sprecher Falko Droßmann der "taz".
"Wir erwarten vom Auswärtigen Amt, dass unsere Botschafterin in Ungarn
endlich persönlich Kontakt zu Maja T. aufnimmt und dass unser
Außenminister alles dafür tut, den Forderungen des
Bundesverfassungsgerichtes nachzukommen."
Maja T. sitzt seit gut
einem Jahr in ungarischer Haft, wegen vorgeworfener Angriffe auf
Rechtsextreme in Budapest im Februar 2023. Die Auslieferung nach Ungarn
erfolgte rechtswidrig, wie das Bundesverfassungsgericht später
feststellte. Seit Februar steht Maja T. in Budapest vor Gericht. Seit
fünf Wochen befindet sich T. im Hungerstreik, um bessere Haftbedingungen
und eine Rücküberstellung nach Deutschland zu erreichen. Inzwischen
wurde T. in ein Haftkrankenhaus an die ungarisch-rumänische Grenze
verlegt.
Der SPD-Abgeordnete Falko Droßmann hatte Maja T. vor
anderthalb Wochen besucht, als die Thüringerin noch in Budapest in Haft
saß. "Die Haftbedingungen in Ungarn und die Frage eines fairen
rechtsstaatlichen Verfahrens werfen erhebliche Zweifel auf", sagte
Droßmann der "taz".
"Wir fordern ein faires Verfahren für Maja T.
- das ist ihr gutes Recht als deutsche Staatsangehörige." Dass die
Auslieferung nach Ungarn vom Bundesverfassungsgericht für rechtswidrig
erklärt wurde, sei ein schwerwiegender Vorgang. "Wir stehen solidarisch
an der Seite von Maja T. und setzen uns auf allen politischen Ebenen
dafür ein, dass Maja T.s Grundrechte geachtet werden. Wir unterstützen
jede diplomatische und juristische Initiative, die zu einer Rückkehr
nach Deutschland führt."
Für Droßmann müssen unabhängige Gerichte
in einem rechtsstaatlichen Verfahren klären, ob Maja T. strafrechtlich
schuldig sei. "Eine Vorverurteilung oder politische Instrumentalisierung
lehnen wir ab." Droßmann sieht das Auswärtige Amt von Johann Wadephul
(CDU) in der Verantwortung, zu handeln. "Es ist die Pflicht des
Auswärtigen Amtes, sich um unrechtmäßig inhaftierte Deutsche zu kümmern -
eigentlich auch ohne gesonderte Weisung des Bundesverfassungsgerichts.
Herr Wadephul muss Maja T. zurück nach Hause holen."
Laut Familie
hat sich der Gesundheitszustand von Maja T. zuletzt deutlich
verschlechtert. T. habe inzwischen 14 Kilogramm Körpergewicht verloren,
es drohten inzwischen dauerhafte Organschäden. Nach Angaben der Familie
hatten ungarische Ärzte zuletzt eine Zwangsernährung von Maja T. in
Aussicht gestellt - auch wenn T. dies in einer Patientenverfügung
ablehne. Die Ärzte würden laut Familie zudem die Implantation eines
Herzschrittmachers erwägen. Denn die Herzfrequenz von Maja T. sei
zuletzt zeitweise auf 30 Schläge pro Minute gesunken. Alternativ könnte
Maja T. in ein ziviles Krankenhaus verlegt werden, wo eine durchgehende
EKG-Überwachung möglich wäre. Laut Familie wäre T. dort aber rund um die
Uhr an ein Bett gefesselt, um den ungarischen Sicherheitsmaßnahmen
gerecht zu werden.
Quelle: dts Nachrichtenagentur