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Lunge auf dem Chip statt Tierversuche

Archivmeldung vom 30.11.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.11.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Matthias Preisinger / pixelio.de
Bild: Matthias Preisinger / pixelio.de

Wissenschaftler vom Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS) untersuchen mit menschlichem Lungengewebe kombiniert mit Chiptechnologie den Transport von Arzneimitteln in der Lunge. Die von ihnen entwickelten Modelle könnten zukünftig dazu beitragen, die gesetzlich vorgeschriebenen und besonders belastenden Giftigkeitstests mit Ratten und Mäusen zu reduzieren. Um mit Verfahren wie diesen einer tierversuchsfreien Zukunft näher zu kommen, fordert der Bundesverband Menschen für Tierrechte eine umfassende Gesamtstrategie für eine tierleidfreie Wissenschaft. Ein ausführliches Interview zum Stand der in-vitro-Lungenforschung veröffentlicht der Verband heute auf seiner Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs.

Prof. Claus-Michael Lehr und sein Team entwickeln humane Lungenmodelle zum Ersatz von Tierversuchen. Eines dient dem Studium der Barriere-Eigenschaft der Lunge und zum Testen der Durchlässigkeit dieser Barriere. Das zweite untersucht den Durchtritt durch die Zellmembran der Lungenbläschen in den Blutkreislauf. Die Forscher benutzen ihre Modelle, um zu erforschen, wie man mit speziellen Transportsystemen (sogenannten Nanocarrier) Arzneimittel wie Anti-Infektiva und Impfstoffe durch die Lunge zum Zielort befördern könnte. Inhalierbare Arzneimittel, bei denen das Medikament über die sogenannte „Luft-Blut-Schranke“ in den Blutkreislauf gelangt, sind für Arzneimittelentwickler durchaus attraktiv.

Lungenerkrankungen: Über 50.000 Tiere sterben für Erforschung

Obwohl die Forschung dazu noch in den Anfängen steckt, sind die Entwicklungen von Prof. Lehr aussichtsreich: "Mit unseren derzeitigen Modellen können wir sehr viel über ein neues Medikament erfahren. Dies verkürzt Entwicklungszeiten, spart Fehlschläge und dadurch schon jetzt Tierversuche", sagt der Pharmazeut im Interview mit InVitro+Jobs. Und das ist dringend notwendig. Denn bisher müssen hierzulande für die Grundlagen- und angewandte Forschung von Lungenerkrankungen jährlich mehr als 51.000 Tiere – vor allem Mäuse und Ratten – ihr Leben lassen. (1) Hinzu kommen nochmal unzählige Tests im Rahmen gesetzlich vorgeschriebener Tierversuche, bei denen Tiere giftige Substanzen einatmen müssen. (2)

Dringend nötig: Masterplan für eine tierleidfreie Wissenschaft

"Tiere werden solange in der Grundlagenforschung und in Giftigkeitstests leiden und sterben, bis endlich mehr tierversuchsfreie Verfahren wie diese entwickelt und verpflichtend in die Prüfvorschriften aufgenommen werden. Doch obwohl die Industrie ein großes Interesse an humanspezifischen Verfahren hat, forschen noch zu Wenige an tierfreien Methoden. Die nächste Bundesregierung kann sich nicht davor drücken, einen Masterplan für eine tierleidfreie Wissenschaft umzusetzen und dadurch auch dem Vorbild Niederlande bei seinen Abbaumaßnahmen zur Seite zu stehen," fordert Christina Ledermann, stellvertretende Vorsitzende des Bundesverbandes Menschen für Tierrechte. (3)

"InVitro+Jobs", das Wissenschaftsportal des Bundesverbandes Menschen für Tierrechte zur Unterstützung der tierversuchsfreien Forschung, informiert in seiner Reihe "Arbeitsgruppe im Portrait" über Wissenschaftler und ihre innovativen Forschungsprojekte. Im Fokus stehen neu entwickelte Methoden, ihre Evaluation sowie der Ausblick, welche tierexperimentellen Versuchsansätze gemäß dem 3R-Prinzip (reduce, refine, replace) reduziert und bestenfalls abgelöst werden können.

Ein ausführliches Interview zum Stand der in-vitro-Lungenforschung mit Prof. Claus-Michael Lehr lesen Sie unter: www.invitrojobs.com

(1) Nach der jährlichen Statistik des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) 2015, www.bmel.de

(2) Tierversuche sind noch immer gesetzlich vorgeschrieben. Ohne Tests am Tier dürfen Produkte wie Chemikalien, Arzneimittel, Medizinprodukte, Pestizide und Biozide nicht zugelassen und vermarktet werden. Die Vorschriften resultieren u. a. aus der europäischen Chemikalienverordnung REACH, dem europäischen Arzneibuch (Pharmakopöe) oder den Regularien für Pestizide und Biozide.

(3) Abbauplan der Niederlande unter: www.ncadierproevenbeleid.nl

Quelle: Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.

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