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Neue Studie: Nikotin schädigt Samenzellen und vermindert Fruchtbarkeit von Männern

Archivmeldung vom 12.08.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.08.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Bild: Manfred Schimmel / pixelio.de
Bild: Manfred Schimmel / pixelio.de

Bei Gesundheitsschäden, die durch Rauchen ausgelöst werden, denkt jeder zuerst an Krebserkrankungen. Noch wenig bekannt ist, dass sich der Nikotinkonsum auf die Fruchtbarkeit von männlichen Rauchern auswirken kann. Wissenschaftler der Universität des Saarlandes konnten jetzt nachweisen, dass Spermien von Rauchern weniger beweglich und lebensfähig sind als bei Nichtrauchern. Außerdem konnten sie zeigen, dass bestimmte Eiweißmoleküle, die für die Verpackung und Stabilität der Erbinformationen im Sperma verantwortlich sind, bei Rauchern deutlich verändert aussehen. Dies kann dazu führen, dass das Erbgut in den Samenzellen beschädigt wird und der Kinderwunsch dadurch nicht in Erfüllung geht.

Im Sperma von Rauchern fanden die Forscher Cotinin, ein Abbauprodukt des Nikotins, in deutlich höherer Menge als bei Nichtrauchern. Auch ein weiterer Biomarker kam verstärkt vor, der anzeigt, dass das Gleichgewicht in der Samenzelle massiv gestört ist. „Durch verschiedene Tests konnten wir feststellen, dass die Spermien von Rauchern weniger beweglich sind und ihre Außenhülle auch nicht so stabil ist wie bei Nichtrauchern “, sagt Professor Mohammed Hamadeh, Reproduktionsmediziner an der Universitätsklinik des Saarlandes in Homburg. Sein Team hatte bereits vor vier Jahren in ersten Untersuchungen zu diesem Thema festgestellt, dass bestimmte Eiweißmoleküle, so genannten Protamine, bei Rauchern in geringerer Konzentration vorkommen. Diese Studie wurden damals in der Zeitschrift „Human Reproduction“ veröffentlicht und rief ein weltweites Presseecho hervor.

Die neuen Forschungsergebnisse zu den Veränderungen im Sperma von Rauchern haben die Wissenschaftler der Universität des Saarlandes nun in der Zeitschrift „Andrology“ publiziert. Gemeinsam mit Mathias Montenarh, Professor für Medizinischen Biochemie und Molekularbiologie der Saar-Uni, analysierten die Reproduktionsmediziner die Eiweißmoleküle in den Samenzellen noch genauer. Sie konzentrierten sich dabei auf Histone und Protamine, die für die Verpackung und Stabilität der DNA-Erbinformationen in den Spermien verantwortlich sind. „Dabei konnten wir zeigen, dass diese Eiweißmoleküle bei Rauchern in einer deutlich anderen Konzentration vorkommen als bei Nichtrauchern. Wir gehen davon aus, dass dadurch die Erbinformationen in den Samenzellen von Rauchern beschädigt werden und in der Folge die Entwicklung der Spermien gestört ist“, erläutert Montenarh. Dies könne dazu führen, dass es zu keiner oder nur unvollständigen Befruchtung der Eizelle kommt und daher kein neues Leben entstehen kann.

„Wenn der Kinderwunsch ausbleibt, ist möglicherweise der erhöhte Zigarettenkonsum eine Ursache dafür. In unserer Ambulanz für Reproduktionsmedizin, in der viele Paare mit unerfülltem Kinderwunsch Rat suchen, empfehlen wir daher jedem, sofort mit dem Rauchen aufzuhören“, sagt Professor Hammadeh. Die Studien hätten eindeutig belegt, dass der Nikotinkonsum nicht nur der Gesundheit der Raucher schade, sondern sich auch auf die Fortpflanzung negativ auswirke. „Die biochemischen Veränderungen in den Samenzellen sind bei Rauchern so gravierend, dass sie offenkundig nicht nur eine normale Befruchtung verhindern, sondern möglicherweise auch für Missbildungen von Embryos verantwortlich sind“, befürchtet Hammadeh. Dies müsse nun in weiteren Studien untersucht werden. Auch sei noch ungeklärt, wie schnell sich die Zusammensetzung der Spermien wieder normalisiere, wenn starke Raucher den Zigarettenkonsum einstellten.

An der Studie zum Thema „Impact of cigarette smoking on histone (H2B) to protamine ratio in human spermatozoa and its relation to sperm parameters“ waren M.F. Hamad, Gastwissenschaftler aus Saudi Arabien, N. Shelko, Doktorand der Medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes, und S. Kartarius (MTA) sowie die Professoren Mohammad Hammadeh und Mathias Montenarh beteiligt.

Quelle: Universität des Saarlandes (idw)

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