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Lärm lässt junge Ohren schneller altern

Archivmeldung vom 23.04.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.04.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Ohr: Sorgloses Lauthören in der Jugend rächt sich später. Bild: pixelio.de/Reinkober
Ohr: Sorgloses Lauthören in der Jugend rächt sich später. Bild: pixelio.de/Reinkober

Diskobesuche und ständiges mp3-Hören in der Jugend sind Grundsteine für gravierende Hörschäden im Alter. Davor warnen Experten des Instituts für Arbeitsschutz (IFA) der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung. In zwei kostenlosen Computerprogrammen zeigen sie, welche Folgen die individuelle wöchentliche Lärmbelastung langfristig haben wird und bieten eine Simulation, wie sich eingeschränkte akustische Wahrnehmung anhört.

"Die meisten Jugendlichen hören ihre mp3s in vernünftigen Lautstärken. Dennoch können die vielen Ohrstöpsel-Stunden zu schaffen machen", warnt IFA-Lärmschutzexperte Martin Liedtke im pressetext-Interview. Besonders dramatisch sind jedoch die Folgen des Diskobesuchs am Wochenende. "Dauert dieser auch nur zwei Stunden, so kann er zu späteren Gehörschäden zehnmal mehr beitragen bei als eine komplette Arbeitswoche im Lärm. Leider passt man eben bei Dingen, die Spaß machen, automatisch weniger auf."

Das Diskotheken-Lärmproblem geht auf den hohen Schallpegel zurück. Während dieser in Schweizer Diskos auf 93 Dezibel (dB (A)) beschränkt ist, gibt es in Deutschland keine Regelungen. "Mehrheitlich wird die 100 dB (A)-Grenze überschritten. Nur in einzelnen Bundesländer werden Diskjockeys darin ausgebildet, auf den Schallpegel zu achten. Zudem ist die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in Diskos in den vergangenen Jahren von zwei auf bis zu fünf Stunden gestiegen, was das Risiko deutlich erhöht", erklärt der Hörspezialist.

Schleichender Tod im Ohr

Beeinträchtigungen des Gehörs durch Lärm am Arbeitsplatz sind ab einem Pegel von 85 dB (A) möglich, weshalb ab dieser Grenze auch Gehörschutz und regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen vorgeschrieben sind. Lauter Freizeitlärm wie etwa beim mp3-Player kratzt an der 90 dB (A)-Grenze, während in Livekonzerten oder Diskotheken 100 dB (A) und mehr üblich sind. "Übersehen wird meistens, dass sich die Schallenergie bei einem kaum hörbaren Unterschied von drei Dezibel bereits verdoppelt", so Liedtke.

Schwer vermittelbar ist das Thema deshalb, da die Hörverschlechterung nur schleichend eintritt. Zu lauter Lärm lässt Haarzellen im Ohr absterben, was jedoch keine Schmerzen verursacht. "Lange Zeit merkt man selbst nichts davon und gewöhnt sich an die langsam abnehmende Hörfähigkeit, bis irgendwann der Einbruch erfolgt. Der natürlich vorprogrammierte Hörverlust im Alter läuft dann deutlich schneller und stärker ab. Folgen sind, dass man plötzlich die Vögel nicht mehr hört, Probleme mit der akustischen Orientierung bis hin zum Rückzug aus der Gesellschaft."

Probehalber schwerhörig sein

Zur besseren Einschätzung der eigenen Lärmexposition bietet das IFA ein kostenloses Computerprogramm, das nach Eingabe der wöchentlichen Lärmstunden mögliche Risiken für das Ohr anzeigt. "Wer bei der Auswertung im roten Bereich liegt, sollte Gegenmaßnahmen wie etwa einen Gehörschutz in der Disko überlegen", so Liedtke. Mehr Sensiblisierung soll auch ein am University College London entwickelter Lärmverlust-Demonstrator bieten. Er zeigt etwa, wie schwierig es bei bestehender Hörminderung ist, bei Hintergrundgeräuschen Gespräche zu verstehen.

Die Beschränkung der Maximallautstärke der mp3-Player, die seitens der Ärzteschaft immer wieder gefordert wird, hat es indes bereits auf die Agenda der EU-Kommission geschafft. "In Überlegung ist, übermäßig starke Schallpegel per Norm zu unterbinden. Bisher sind die Gerätehersteller nur zu einem Warnhinweis in der Gebrauchsanleitung verpflichtet. Sinnvoll wäre jedoch auch, wenn etwa der ipod dem Nutzer Rückmeldung gibt, ab wann das Hören bei Maximallautstärke gefährlich ist", regt Liedtke an.

Quelle: pressetext.redaktion Johannes Pernsteiner

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