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Zwei Drittel der Patienten sind nicht ehrlich zum Arzt

Archivmeldung vom 13.12.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.12.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Obwohl der Arzt in Deutschland noch immer einen hohen Stellenwert bei den Menschen genießt, scheuen Patienten offenbar nicht davor zurück, bei einem Besuch in der Praxis die Unwahrheit zu sagen.

Eine repräsentative Meinungsumfrage für das Magazin Reader's Digest (Januar-Ausgabe) ergab, dass Patienten vor allem unehrlich sind, wenn es um die Frage nach den Lebensgewohnheiten geht. Demnach glauben nur 34 Prozent der Ärzte, dass die Patienten ehrlich auf Themen wie Essgewohnheiten, Alkoholkonsum, Rauchen oder Sport antworten. 66 Prozent der Mediziner gehen hingegen davon aus, dass sie eine falsche Antwort erhalten.

Der Ärger der Ärzte, dass die Patienten nicht wie gefordert ihre Lebensgewohnheiten ändern, hält sich aber in Grenzen. 46 Prozent der Ärzte sind enttäuscht, dass ihre Behandlungsratschläge nicht befolgt werden. Aber 54 Prozent ist es offenbar egal, wenn ihre Heilungstipps nicht befolgt werden.

In der neuen Ausgabe von Reader's Digest schildern zahlreiche Ärzte ihre Alltagserfahrungen im Umgang mit Patienten. Vor allem die Ungeduld scheint dabei zunehmend ein Ärgernis zu sein. "Es ist schon auffällig, dass bei Sonderangeboten stundenlang vor Öffnung des Ladens angestanden, aber beim Arzt oft nur sehr ungeduldig gewartet wird", schreibt zum Beispiel ein Mediziner aus Innsbruck. Etwas mehr Geduld, so der Tenor der meisten Ärzte, wäre gut.

"Wartezeiten sind für alle unangenehm. Sie entstehen aber nicht durch unsere Unfähigkeit, die Praxis zu organisieren, sondern dadurch, dass es jemandem so schlecht ging, dass ich ihm unvorhergesehen viel Zeit widmen musste. Das nächste Mal könnten auch Sie davon profitieren", meint ein Internist aus Esslingen.

Unabhängig von Notsituationen wünschen sich viele Ärzte, dass ihre Patienten besser vorbereitet zum Behandlungstermin kommen: "Bringen Sie Ihre Medikamente mit oder eine aktuelle Liste der Mittel, die Sie einnehmen. So vermeiden Sie Probleme", wirbt ein Arzt aus Baden-Württemberg.

Ein anderes Problem sind offenbar immer wieder Eltern, die mit dem Wechsel zu einem anderen Arzt drohen, wenn nicht das gewünschte Medikament verschrieben wird. "Es gibt Eltern, die erst zufrieden sind, wenn sie mit einem Medikament - meist Antibiotika - aus der Praxis gehen", meint ein Kinderarzt aus Baden-Württemberg.

Ein häufig wieder kehrendes Ärgernis ist offenbar auch die mangelnde Hygiene. "Ich würde mir wünschen, dass die Patienten einfach öfter die Zähne putzen. Denn wenn ich als Augenärztin einen Patienten untersuche, sitzt der sehr nah vor mir", betont eine Expertin aus München. Ähnlich argumentiert ein Internist aus Oberschwaben: "Manchmal bin ich in Versuchung zu sagen: ,So wie Sie hier erscheinen, würde ich mich nicht ins Bett legen.' So mancher kommt ungewaschen und mit beschmutzter Wäsche - und das nicht etwa bei einem Notfall, sondern zu einem vereinbarten Termin."

Vor allem stark alkoholisierte Menschen sind für Ärzte zumeist ein Graus: "Was mir in meinem Job gar keinen Spaß macht, ist die Versorgung von Alkoholleichen", sagt ein Rettungsmediziner aus Bayern.

Nicht zuletzt spielt die Psychologie eine wichtige Rolle, wenn es um das gute Verhältnis zwischen Arzt und Patient geht. "Wenn Sie Ihren Kindern die Angst vor dem Zahnarzt nehmen wollen, sollte Sie nicht ständig betonen: ,Du musst keine Angst haben, es wird nicht wehtun'", schreibt eine Zahnärztin aus Karlsruhe. Damit werde unnötigerweise die Angst von Vater oder Mutter auf die Kinder projiziert.

Und auch der Ruf nach dem Chefarzt, der als vermeintlich bester Operateur der Klinik gilt, macht kaum Sinn. Meist sind diese Ärzte viel am Schreibtisch, in der Forschung oder unterwegs bei Vorträgen. "Ein Oberarzt oder langjähriger Assistent ist deshalb oft die bessere Wahl", rät ein Anästhesist aus Tübingen.

Zur Methode der Umfrage Das auf Medizinforschung spezialisierte Online-Panel DocCheck, in dem 62.000 der insgesamt 315.000 bei der Bundesärztekammer registrierten Humanmediziner in Deutschland (Klinikärzte und niedergelassene Ärzte) registriert sind, führte die Umfrage durch. Die registrierten Nutzer entsprechen in ihren soziodemografischen Merkmalen der Grundgesamtheit. Aus diesem Panel wurde vom 5. bis 12. November 2008 eine zufällige, repräsentative Online-Stichprobe von 100 Humanmedizinern befragt.

Quelle: Reader's Digest Deutschland

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