Licht statt Lotion? Die Debatte um Sonnencreme, UV-Strahlen und Vitamin D

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Pünktlich zum Start der Sommersaison rückt ein altbekanntes Dilemma wieder in den Fokus: Schutz vor Hautkrebs durch Sonnencreme oder bewusstes Sonnenbaden zur Förderung der körpereigenen Vitamin-D-Produktion? Die Diskussion um den richtigen Umgang mit UV-Strahlung hat durch alternative Stimmen neuen Auftrieb erhalten – allen voran durch den österreichischen Gesundheitsaktivisten Robert Franz, der sich für einen deutlich natürlicheren Umgang mit Sonne und Nahrungsergänzungsmitteln ausspricht.
Franz behauptet seit Jahren, dass Sonnencremes „die Haut erst krank machen“, weil sie „die natürlichen Schutzmechanismen“ der Haut unterbinden. Stattdessen rät er zu maßvollem Sonnenbaden und der zusätzlichen Einnahme von Vitamin-D-Präparaten. Er stützt sich auf Studien, wonach ein großer Teil der Bevölkerung in Deutschland mit Vitamin D unterversorgt sei – insbesondere in den Wintermonaten.
Vitamin D: Ein unterschätzter Mangel?
Tatsächlich zeigen Daten des Robert Koch-Instituts, dass rund ein Drittel der Erwachsenen in Deutschland im Winterhalbjahr einen unzureichenden Vitamin-D-Spiegel aufweist (Quelle: RKI – DEGS1 Studie). Vitamin D spielt eine zentrale Rolle bei der Knochengesundheit und unterstützt das Immunsystem. Die körpereigene Bildung erfolgt fast ausschließlich durch Sonnenlicht – genauer: durch UVB-Strahlen.
„Tägliche Aufenthalte im Freien ohne Sonnencreme für etwa 15–30 Minuten, abhängig vom Hauttyp, genügen in der Regel, um den Bedarf zu decken“, heißt es in den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (Quelle: DGE).
Sonnencremes – Schutz oder Risiko?
Während die Schulmedizin auf die hautkrebsvermeidende Wirkung von Sonnenschutzmitteln verweist, kritisieren alternative Stimmen chemische UV-Filter. Tatsächlich zeigen einige Studien, dass bestimmte Filter im Verdacht stehen, hormonell zu wirken oder die Meeresumwelt zu schädigen (Quelle: BfR).
Naturheilkundler wie Robert Franz empfehlen stattdessen pflanzliche Öle wie Kokos-, Sanddorn- oder Karottenöl als „natürliche Barrieren“. Doch der wissenschaftliche Beweis für einen verlässlichen UV-Schutz fehlt hier bislang.
Wie hoch sollte der Vitamin-D-Spiegel wirklich sein?
Ein zentraler Streitpunkt in der Debatte um Sonnenlicht, Nahrungsergänzung und Gesundheit ist die Frage nach dem optimalen Vitamin-D-Spiegel im Blut – gemessen in Nanomol pro Liter (nmol/l) oder Nanogramm pro Milliliter (ng/ml). Dabei zeigen sich teils deutliche Unterschiede in den Empfehlungen verschiedener Länder.
In Deutschland gelten folgende Richtwerte, herausgegeben vom Robert Koch-Institut (RKI) und der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE):
- < 30 nmol/l (12 ng/ml): Mangel
- 30–50 nmol/l (12–20 ng/ml): suboptimale Versorgung
-
> 50 nmol/l (20 ng/ml): ausreichend
(Quelle: RKI – Vitamin D-Status)
Im Vergleich dazu empfehlen internationale Fachgesellschaften teils deutlich höhere Zielwerte:
-
USA (Institute of Medicine, National Academy of Medicine):
≥ 50 nmol/l (20 ng/ml) als Mindestwert für die Knochengesundheit -
Endocrine Society (USA):
≥ 75 nmol/l (30 ng/ml) für eine optimale Gesundheit, insbesondere bei Risikogruppen ( Quelle) -
Kanada (Health Canada):
Zielwert von mindestens 75 nmol/l (30 ng/ml), insbesondere im Winter
Auch der bekannte Gesundheitsaktivist Robert Franz vertritt die Meinung, dass viele Menschen einen weit höheren Bedarf haben als offiziell empfohlen. Er verweist auf Studien, in denen Vitamin-D-Spiegel zwischen 100–150 nmol/l (40–60 ng/ml) mit besserer Immunfunktion und Schutz vor chronischen Erkrankungen korrelierten – ein Wert, der von deutschen Behörden hingegen eher zurückhaltend beurteilt wird, um eine potenzielle Überdosierung zu vermeiden.
Was sagt die Forschung?
Tatsächlich ist der wissenschaftliche Konsens noch uneinheitlich. Während viele Studien einen Nutzen von Vitamin-D-Spiegeln oberhalb von 75 nmol/l zeigen, warnen andere vor den Risiken übermäßiger Supplementierung, wie etwa einer Erhöhung des Calciumspiegels im Blut (Hyperkalzämie).
Balance statt Verzicht
Die Wahrheit liegt wohl – wie so oft – in der Mitte. Ein verantwortungsvoller Umgang mit Sonnenlicht ist essenziell. Maßvolles Sonnenbaden ohne Schutz kann helfen, den Vitamin-D-Spiegel zu stabilisieren. Bei längeren Aufenthalten im Freien jedoch bleibt Sonnenschutz laut Dermatologen unverzichtbar – vor allem für Kinder und helle Hauttypen.
Wer auf Nummer sicher gehen will, kann den Vitamin-D-Spiegel messen lassen und im Zweifel gezielt supplementieren – jedoch nur nach Rücksprache mit einem Arzt.
Hinweis: Diese Meldung dient der journalistischen Auseinandersetzung und stellt keine medizinische Beratung dar. Aussagen alternativer Gesundheitsvertreter wie Robert Franz sind umstritten und nicht Teil medizinischer Leitlinien.
Quelle: Extremnews