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Entwarnung bei Mikroplastik?

Archivmeldung vom 14.08.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.08.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
10–30 Mikrometer kleine Kunststoffkügelchen aus Polyethylen in einer Zahnpasta
10–30 Mikrometer kleine Kunststoffkügelchen aus Polyethylen in einer Zahnpasta

Foto: Dantor
Lizenz: CC BY-SA 3.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Mikroplastik schädigt den menschlichen Darm nicht. Das haben Forscher des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) für den Kunststoff Polystyrol in Experimenten gezeigt. Die Studie bedeutet aus Sicht der Forscher „eine vorsichtige Entwarnung“ für die Mikroplastikdebatte. Allerdings müssen auch andere Kunststoffe geprüft werden, schreibt das russische online Magazin "Sputnik".

Weiter heißt es auf der deutschen Webseite: „Im Jahr 2018 gab es einige erschreckende Meldungen zum Thema Mikroplastik. Die unangenehmsten beiden waren wohl die, dass Mikroplastik mittlerweile praktisch überall in der Natur vorkommt und dass der Mensch es täglich mit der Nahrung zu sich nimmt und ausscheidet. Unangenehm waren sie für die meisten wohl aus einem einfachen Grund: Da die Auswirkungen von Mikroplastik auf den Menschen nicht erforscht sind, ging die Sorge um, die Kunststoffteilchen könnten die Gesundheit des Menschen gefährden.

Zwar ist diese Sorge mit einer neuen Studie des Bundesamts für Risikobewertung (BfR) nicht aus der Welt geschafft, doch es zeichnet sich mit ihr ab, dass Mikroplastik vielleicht kein so großer Grund zur Panik ist, wenn es um die menschliche Gesundheit geht.

„Die Ergebnisse unserer Studie bedeuten eine vorsichtige Entwarnung, dass aus den Daten, die wir bis zum jetzigen Zeitpunkt untersucht haben, nicht hervorgeht, dass hier eine konkrete Gesundheitsgefahr für die Bevölkerung besteht“, betont Albert Bräuning gegenüber Sputnik, Fachgruppenleiter der Abteilung Lebensmittelsicherheit am BfR.

In der Studie hatten Forscher in zwei verschiedenen Experimenten die Auswirkungen des Kunststoffs Polystyren auf Darmgewebe untersucht. Im einen Experiment wurde menschliches Darmgewebe in der Zellkulturschale untersucht, im zweiten Experiment wurden lebende Mäuse mit dem Stoff gefüttert und seine Wege durch Marker im Körper verfolgt. In beiden Fällen war die Frage, wie sich die Partikel auf die Darmwand auswirken, ob sie die Zellen also beschädigen oder in diese eindringen. Die Teilchengröße schwankte im Experiment zwischen einem und zehn Mikrometer – wobei letzteres etwa der Größe einer Darmepithelzelle entspricht. Die Stoffe wurden dabei weit höher dosiert, als der Mensch in der Realität je mit der Nahrung aufnehmen dürfte.

Das Ergebnis lautet: „Wir konnten keine Hinweise finden, dass hierbei eine Schädigung entstanden ist“, so Bräuning. Allerdings beziehen sich die Ergebnisse bislang nur auf Polystyren der genannten Größen und in Bezug auf die Frage der Schädigung der Darmoberfläche.

Es gilt nun, weitere Kunststoffe auf solche Weise zu untersuchen. Ferner gibt es weitere Fragestellungen, denen im Bereich Mikroplastik nachgegangen werden müsste. Eine davon lautet: Wie reagiert das Immunsystem auf die Teilchen? Lagern sich andere ungesunde Stoffe am Mikroplastik ab, die in den Körper gelangen, und lösen sie sich dort eventuell vom Mikroplastik? Auch die theoretische Frage, ob sich nicht auch Mikroben an Mikroplastik anlagern, könnte untersucht werden, merkt Bräuning an. Auch die Frage, ob Mikroplastik Auswirkungen auf den Hormonhaushalt haben kann, gehört dazu, wenn auch der Forscher hier von „keinen nennenswerten Effekten“ ausgeht.

Die Forscher vom BfR gehen derzeit weitere Untersuchungen mit anderen Kunststoffen nach diesem Schema an. Was Polystyrol angeht, lautet Bräunings Fazit: „Es sind noch genügend Fragen offen, allerdings können wir bislang anhand der aktuellen Daten eine vorsichtige Entwarnung geben, dass allem Anschein nach hier nicht mit einer großen Gefährdung der Bevölkerung zu rechnen ist.“

Das Interview mit Dr. Albert Bräuning zum Nachhören:

Quelle: Sputnik (Deutschland)

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