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Was die Mumien aus Salò über das 19. Jahrhundert in Italien verraten

Archivmeldung vom 27.01.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.01.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Die anatomischen Präparate von Giovan Battista Rini aus dem 19. Jahrhundert
Quelle: Foto: EURAC (idw)
Die anatomischen Präparate von Giovan Battista Rini aus dem 19. Jahrhundert Quelle: Foto: EURAC (idw)

Die anatomischen Mumien des in Vergessenheit geratenen Einbalsamierers Giovan Battista Rini aus Salò an der westlichen Uferseite des Gardasees sind Zeitzeugen des Risorgimento, der italienischen Einheitsbewegung. Im Rahmen einer italienisch-deutschen Studie haben Forscher unter der Koordination des Anthropologen Dario Piombino-Mascali der Europäischen Akademie Bozen (EURAC) die anatomischen Präparate untersucht und die bis dahin geheime Einbalsamierungsrezeptur entschlüsselt. Die Ergebnisse sind in der Online-Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift Clinical Anatomy erschienen.

EURAC-Anthropologe Dario Piombino-Mascali
Quelle: Foto: EURAC (idw)
EURAC-Anthropologe Dario Piombino-Mascali Quelle: Foto: EURAC (idw)

„Zu Zeiten Rinis gab es noch keine Kühlzellen und Leichen verwesten schnell. Anatomische Präparate dienten somit den Anatomielehrern bei der Ausbildung von Ärzten und für die medizinische Forschung. Zusammen mit meiner Kollegin Stephanie Panzer, Radiologin an der Unfallklinik in Murnau haben wir die Präparate mit Hilfe eines Computertomographen durchleuchtet und herausgefunden wie Rini vorgegangen war. Leider gibt es keine Aufzeichnungen und Notizen der genauen Zusammensetzung der Einbalsamierungsformel, aber die CT-Scans lassen darauf schließen, dass es dem Präparator wahrscheinlich durch Immersion und gleichmäßiges Injizieren eines Gemisches aus Schwermetall-Legierungen gelungen ist, die Körper zu versteinern. Aus Bestandsaufnahmen des Krankenhauses in Salò konnten wir außerdem entnehmen, dass er Arsen besaß, ein Mittel das oft zur Einbalsamierung verwendet wurde.“, erklärt Dario Piombino-Mascali vom EURAC-Institut für Mumien und den Iceman.

An der Studie beteiligten sich außerdem Alberto Carli, Kurator der anatomischen Sammlung von Paolo Gorini aus Lodi in der Lombardei und der Paläopathologe Albert Zink, Leiter des EURAC-Instituts für Mumien und den Iceman. Gemeinsam haben sie die gut erhaltenen Oberkörper und Köpfe aus dem 19. Jahrhundert untersucht. Rini hatte vor allem Leichen präpariert, die zu Lebzeiten Mitglieder der Briganten-Banden und des Karbonari-Geheimbundes waren. Menschen, die am Rande der Gesellschaft lebten und sich gegen die Obrigkeit auflehnten und an der Fortentwicklung der italienischen Einigungsbewegung beteiligten.

Der Gardesaner Rini hat in Pavia Medizin studiert. Nach einer kurzen Karriere an einem Mailänder Krankenhaus ist er in seine Heimatstadt zurückgekehrt, wo er die Technik der Petrifikation perfektionierte. Rini eiferte seinem Vorgänger Girolamo Segato nach. Neben den versteinerten Objekten zählen zu seiner Sammlung auch Korrosionspräparate ohne Haut-, Binde- und Fettgewebe, die besondere anatomische Details sichtbar machen.

Wie alle seine Zeitgenossen hielt auch der Petrifikator aus Salò seine Methode geheim. Aber dank Giovan Battista Rini können wir heute nach mehr als einem Jahrhundert die Präparate bestaunen, die bis vor kurzem im Krankenhaus in Salò aufbewahrt waren, aber demnächst im neuen Stadtmuseum ausgestellt werden.

Quelle: Europäische Akademie Bozen - European Academy Bozen/Bolzano (idw)

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