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Anschlag in Dortmund: Das verwirrende Bekennerschreiben und das Hooligan-Problem des BVB

Archivmeldung vom 13.04.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.04.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Signal Iduna Park vor einem Bundesliga-Spiel
Signal Iduna Park vor einem Bundesliga-Spiel

Foto: Pascal Philp
Lizenz: CC-BY-SA-2.0-de
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Ein Bekennerschreiben sorgt in der Regel für Klarheit. Doch im Fall des Anschlags auf den Mannschaftsbus des BVB wirft das Bekennerschreiben mehr Fragen auf, als es beantwortet. Zumal es genug Gründe gibt, um auch in andere Richtungen zu ermitteln, schreibt RT Deutsch.

Weiter heißt es auf der Webseite: "Nach dem Anschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund waren in der Nähe zum Tatort drei textgleiche Bekennerschreiben gefunden worden. Die Schreiben werden derzeit unter islamwissenschaftlichen Gesichtspunkten überprüft. Während der Pressekonferenz der Bundesanwaltschaft sagte die Sprecherin Frauke Köhler, dass eine abschließende Beurteilung derzeit noch nicht möglich sei.

Experten gehen mittlerweile davon aus, dass sehr bald feststehen wird, ob eine islamistische Gruppe hinter dem Anschlag auf den BVB-Mannschaftsbus steht oder nicht. Zugleich verweisen sie auf Ungereimtheiten beim angeblichen Bekennerschreiben des Islamischen Staates. So habe der IS bisher keine solche Briefe an Tatorten zurückgelassen. Zudem sei der Inhalt des Schreibens etwas sonderbar.

"Dass sich der IS dafür interessiert, die US-Luftwaffenbasis Ramstein zu schließen - davon höre ich zum ersten Mal", sagt zum Beispiel Georg Mascolo, Terrorexperte der ARD.

Etliche Kriminalbeamte und Terrorexperten beschäftigen sich jetzt mit dem Schreiben. Laut der Süddeutschen Zeitung erklärte ein Sicherheitsexperte, dass man nach erster Einschätzung, davon ausgehe, dass ein deutscher Muttersprachler das Schreiben verfasst habe. Möglicherweise seien Fehler bewusst eingebaut worden, um so zu tun, als habe ein Ausländer die Zeilen geschrieben.

Die Ungereimtheiten könnten auch ein Hinweis darauf sein, dass es sich bei dem oder den Tätern nicht um Islamisten handelt. Denn wenn man sich die Fanszene von Borussia Dortmund genauer anschaut, bietet sich auch eine andere Variante an: gewaltbereite Hooligans mit Verbindungen zu Neonazis. Im Februar dieses Jahres hielt die Polizei zwei Busse auf dem Weg zum Auswärtsspiel von Borussia Dortmund in Darmstadt an. Bei den 90 Insassen wurden Pyrotechnik, Kampfsporthandschuhe, Schmerzmittel und Drogen sichergestellt.

Auf dem Foto der Polizei sind auch schwarz-gelbe Sturmhauben zu erkennen. Der Aufdruck: das 0231-Riot-Logo mit Hooligan-h und BVB-Wappen.

Doch wer sind 0231-Riot? Während der Bundesliga-Saison 2014/2015 kam es laut Medienberichten innerhalb der Dortmunder Ultra-Gruppe „Desperados“ zu einem bemerkenswerten Bruch. Die Riege der „Hauer und Scharfmacher“, wie es ein Szenekenner beschreibt, trat geschlossen aus der Gruppe aus, um sich einer neuen Gruppierung anzuschließen

Laut Schätzungen besteht die neue Gruppe mittlerweile aus 60 bis 80 Mitgliedern. Sie rekrutieren sich aus ehemaligen Mitgliedern der anderen Dortmunder Ultra-Gruppen, aber auch aus Externen, die offenbar einfach Lust auf Gewalt haben. Im vergangenen November traf sich das Fussball-Magazin "11 Freunde" mit einem BVB-Fan, der regelmäßig mit der aktiven Dortmunder Fanszene unterwegs ist. Sein Fazit zu 0231 Riot: "Es macht keinen Spaß mehr, zum Fußball zu fahren. Diese Gruppe sprengt alles."

Auch die Fans des Bundesliga-Aufsteigers Red Bull Leipzig mussten die unangenehme Erfahrung machen, dass bei Borussia Dortmund in Sachen Fangewalt eine neue Eskalationsstufe erreicht ist. Bei dem Auswärtsspiel von Leipzig in Dortmund Anfang dieses Jahres wurden die mit einem Sonderzug nach Dortmund angereisten Leipzig-Fans Opfer eines regelrechten Gewaltexzesses. Unter den Opfern waren auch zahlreiche Familien, Frauen und Kinder, die sich auf den Saisonhöhepunkt im Dortmunder Fußballtempel gefreut hatten.

Laut Polizeiangaben hatten etwa 350 bis 400 "Anhänger aller Dortmunder Ultragruppierungen" ursprünglich den Mannschaftsbus der Leipziger stoppen wollen. Doch der wurde über eine andere Route zum Stadion gelotst. So entlud sich der Hass auf den Bundesliga-Aufsteiger an den anreisenden Gästefans. Als Reaktion auf die zunehmende Gewalt, sprach der Deutsche Fußball-Bund in Zusammenarbeit mit Borussia Dortmund 88 potenziellen Gewalttätern Mitte Februar ein bundesweit gültiges Stadionverbot aus.

Als Reaktion auf das Stadionverbot tauchten im März in den sozialen Netzwerken Fotos von Graffitis auf, auf denen Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke bedroht wird. Die Botschaft „Aki Watzke aus der Traum… bald liegst du im Kofferraum!“ ist darauf eindeutig zu lesen. Daneben stehen die Schriftzüge „Dortmund Ost", "Hooligans" sowie der Name der Hooligan-Gruppierung "0231 Riot". Zwar bezeichnet sich 0231 Riot als unpolitisch, doch es kam immer wieder zu Zwischenfällen, die diese Selbsteinschätzung doch eher als Fassade erscheinen lassen.

So kam es vor und nach dem verlorenen Pokalfinale von Borussia Dortmund gegen den FC Bayern München zu antisemitischen Ausschreitungen von Dortmunder Fans. Schon auf dem Hinweg seien von einer Gruppe von etwa 30 Hooligans judenfeindliche Lieder angestimmt worden. Wie ein Mitreisender, der aus Sorge um die eigene Sicherheit seinen Namen geheim hält, dem Portal "Vice" berichtete, handelte es sich dabei um Mitglieder der Gruppierung „0231 Riot.“

Die Stimmung sei aggressiv gewesen, der Alkohol floss in Strömen. Der Bahnhof Zoo in Berlin sei mit „Judenschweine“-Gesängen geentert worden. Insgesamt 900 Schwarzgelbe waren an Bord, darunter nach Polizeiangaben etwa 380 Ultras. Es ist der einzige Hinweis auf eine Nähe zum Rechtsextremismus. So posierten auch schon Mitglieder der Gruppe unter anderem schon mit dem Besitzer des russischen Neonazi-Labels „Whiterex“, das mit bei Kämpfern der Mixed-Martial-Arts-Szene sehr beliebt ist.

Zu den führenden Köpfen der Gruppe sollen aktive Kämpfer der Mixed-Martial-Arts-Szene gehören, die in einer Dortmunder Arena aktiv sind, die neben Kampfsport auch Zumba und Kindertanz im Angebot hat. Ihr Trainer soll laut Berichten aus der Fanszene der Cage-Fighter Timo K. sein. K. trat im Jahr 2012 unrühmlich in Erscheinung, als er ein Solidaritäts-Banner für den damals frisch verbotenen Nationalen Widerstand Dortmund auf der Südtribüne präsentierte.

Natürlich muss dies alles nicht bedeuten, dass es einen Zusammenhang zwischen dem gewaltbereiten Teil der Dortmunder Fans und dem Anschlag geben muss. Doch das krude Bekennerschreiben im Namen des Islamischen Staats und die andauernden Konflikte zwischen dem Club Borussia Dortmund und seinen Ultras werfen doch einige Fragen auf."

Quelle: RT Deutsch

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