Pflegeökonom: "Es braucht absolute Begrenzung des Eigenanteils"

Angesichts des ungebremst weiter steigenden Eigenanteils bei der Pflege sieht Heinz Rothgang, Gesundheitsökonom an der Universität Bremen, "dringenden Handlungsbedarf" des Gesetzgebers, die Pflegeversicherung zukunftsfest zu machen.
"70 Prozent der Pflegebedürftigen können die Eigenanteile nicht aus
ihren Alterseinkünften bestreiten und die Pflegeversicherung kann ihre
Funktion, eine pflegebedingte Verarmung zu verhindern, nicht mehr
erfüllen", sagte Rothgang der Mediengruppe Bayern (Donnerstag). "Hier
sollte der Gesetzgeber daher einsteigen", forderte der Pflegeexperte.
Als
wichtigsten Komponente, ohne die eine Reform nicht langfristig trage,
benannte er das doppelte Finanzierungsproblem, das auch eine doppelte
Antwort benötige. Mit "einer absoluten Begrenzung des Eigenanteils für
Pflegebedürftige und der Erschließung neuer Finanzierungsquellen für die
Pflegeversicherung" könne man das Konstrukt zukunftsfest machen.
Auch
"Leistungskürzungen sind denkbar, etwa im Pflegegrad 1 oder durch eine
Veränderung der Grenzwerte bei der Pflegebegutachtung, um so die Zahl
der neuen Pflegebedürftigen zu reduzieren", so der Gesundheitsökonom.
Weiter sagte er: "Wird das Pflegegeld, das bisher ohne näheren
Verwendungszweck an die Pflegebedürftigen ausgezahlt wird, an die
Pflegenden selbst ausgezahlt und dies mit einer Zweckbindung versehen,
ließen sich ebenfalls erhebliche Einsparungen realisieren."
Quelle: dts Nachrichtenagentur