HRI rechnet mit Stagnation und zaghaftem Aufschwung 2026
Das "Handelsblatt Research Institute" (HRI) hat seine Konjunkturerwartungen für das laufende Jahr leicht auf nunmehr 0,0 Prozent angehoben. Bislang war das HRI von einem Rückgang um 0,1 Prozent ausgegangen. Für 2026 rechnet das HRI unverändert mit 0,9 Prozent Wirtschaftswachstum. Laut HRI-Prognose wird die reale Wirtschaftsleistung 2026 um knapp ein Prozent über der des Vor-Corona-Jahres 2019 liegen.
Grund für den leichten Aufschwung im kommenden Jahr ist nach Ansicht des
HRI, dass sich die Unternehmen allmählich an die neuen geopolitischen
Gegebenheiten anpassen. Zudem verleihen die nunmehr acht Zinssenkungen
der EZB der Wirtschaft Rückenwind und die staatlichen Ausgabenprogramme
für Rüstung sowie Infrastruktur erhöhten die gesamtwirtschaftliche
Nachfrage. Ungewiss sei jedoch, in welchem Umfang diese Staatsausgaben
den Kapitalstock vergrößern, also die Produktionskapazitäten der
Volkswirtschaft erhöhen.
"Die moderate Korrektur der bisherigen
Prognose ist vor allem technischer Art", sagte "Handelsblatt"-Chefökonom
Bert Rürup. "Das starke erste Quartal verbessert das Ergebnis für das
Gesamtjahr merklich" - das Statistische Bundesamt hat für das erste
Quartal 0,4 Prozent Wirtschaftswachstum errechnet. "Daraus nun eine
nachhaltige Wende zum Besseren abzuleiten, wäre angesichts der
unberechenbaren Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump verfrüht",
sagte Rürup. "Auch in den vergangenen Jahren war die Wirtschaft stets
mit einem Plus ins Jahr gestartet und musste anschließend Rückschläge
einstecken."
Laut HRI weisen einige Maßnahmen im "Sofortprogramm"
der Bundesregierung zwar in die richtige Richtung. Allerdings dürfe
nicht ausgeblendet werden, dass diesen das Wachstum stimulierenden
Maßnahmen "erhebliche Belastungen" für die Wirtschaft gegenüberstünden.
So solle der Mindestlohn kräftig auf 15 Euro steigen. Überdies würden
die Rentenpläne der GroKo die Sozialabgaben und damit die Arbeitskosten
erhöhen. Ein Plan zur Begrenzung der Beitragsexplosion bei den
Krankenkassen und in der Pflegeversicherung existiere nicht. "Manche
Äußerungen aus der Regierung zeugen eher von parteipolitischer Ideologie
als von Realitätssinn", schreiben die HRI-Ökonomen. "Die Dramatik der
Lage scheint noch nicht bei jedem Regierungsmitglied angekommen zu
sein."
Quelle: dts Nachrichtenagentur