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Kindesmissbrauch: Piusbruderschaft wirft Bundesjustizministerin Heuchelei vor

Archivmeldung vom 17.03.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.03.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die deutsche Piusbruderschaft hat sich im Streit um die Missbrauchsfälle an katholischen Einrichtungen in Deutschland voll hinter Papst Benedikt XVI. gestellt.

Der deutsche Distriktobere der umstrittenen, erzkonservativen Bruderschaft, Pater Franz Schmidberger, sagte der "Leipziger Volkszeitung": "Der Papst hat sich in keiner Weise schuldig gemacht, folglich kann er sich auch nicht entschuldigen." Seine Abscheu bezüglich dieser Fälle habe der Papst  längst zum Ausdruck gebracht, die in der Kirche entstandenen Schäden zutiefst bedauert. Leider würden die Kindesmissbräuche den willkommenen Anlass bieten, um das Papsttum herunterzusetzen und den deutschen Papst gerade in Deutschland zu diskreditieren. In diesem Zusammenhang kritisiert Schmidberger scharf Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP). "Heute schreien jene am lautesten, die noch gestern die Straffreiheit für sexuellen Umgang mit Kindern gefordert haben. Dazu gehört auch die Humanistische Union, die die Frau Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger zu ihren Mitgliedern zählt. In der deutschen Sprache gibt es dafür ein Wort: Heuchelei. Das Maß ist voll."

Zudem beklagt die Piusbruderschaft einen unzulässigen Generalverdacht gegen deutsche Priester. "Seien wir mit diesem An-die-Öffentlichkeit-Zerren von Sünde und Schuld entschieden vorsichtiger. Vielleicht erweist sich die eine oder andere Anschuldigung bei näherer Prüfung auch als falsch", so Schmidberger.

Eine Mitschuld sieht der Distriktobere, ähnlich wie der Augsburger Bischof Mixa, in sexuellen Fehlentwicklungen in der Gesellschaft. "Die Fehlentwicklungen in der Gesellschaft sind handgreiflich. Wer dauernd pornographische Schriften zu Gesicht bekommt, unzüchtige Szenen im Fernsehen und schmutzige Bilder im Internet vor Augen hat, wird kaum mehr begreifen, dass die geschlechtliche Lust an die Pflicht gebunden ist", so Schmidberger. "So wie der Essenstrieb uns gegeben ist, um das Individuum zu erhalten, so der Geschlechtstrieb, um das Menschengeschlecht fortzupflanzen. Ihn von diesem Ziel abzukoppeln, wie das der hedonistische Zeitgeist tut, ist Missbrauch und Umsturz der göttlichen Ordnung."

Kirchenkritiker, wie der Reformbewegung "Wir sind Kirche" oder dem Theologen Eugen Drewermann warf Schmidberger vor, die Missbrauchsdebatte zu benutzen, um eigene Interessen durchzusetzen. "Die Linkskatholiken wittern tatsächlich Morgenluft. Es ist für diese Leute bezeichnend, dass sie strukturelle Veränderungen fordern, anstatt die Bekehrung der Herzen. Die Schuldigen müssen an erster Stelle Gott und bei den Opfern um Verzeihung bitten. Und vielleicht hat eine Reihe von ihnen dies längst getan."

Der Zölibat steht für die Bruderschaft nicht zur Debatte. Die Verpflichtung zur Ehelosigkeit von Priestern habe im Laufe der Jahrhunderte ganz außerordentliche Früchte in der Kirche gezeitigt. "Wie segensreich der Zölibat ist, haben die Verfolgungen der Kirche unter den Kommunisten und im Dritten Reich gezeigt: Protestantische Pastoren waren wegen ihrer Familie erpressbar, katholische Geistliche waren in dieser Hinsicht frei."

Von der Deutschen Bischofskonferenz erwartet die Piusbruderschaft Rückendeckung für die bedrängten Priester. "Die Bischöfe müssen die Priester im Glauben stärken und beispielsweise frivole Karnevalssitzungen in den Kirchen sofort unterbinden." Auch das Beichtsakrament müsse wieder seinen Platz im christlichen Leben und im Leben der Kirche erhalten. "Die Beichte ist die wirksamste Maßnahme gegen die Sünde und sündhafte Triebe."

Quelle: Leipziger Volkszeitung

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