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Sprachwissenschaftler zu 20 Jahre Rechtschreibreform: "Privat kann jeder schreiben wie er will"

Archivmeldung vom 01.08.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.08.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Bild: birgitH / pixelio.de
Bild: birgitH / pixelio.de

Bielefeld. Die Reform der deutschen Rechtschreibung, die heute vor 20 Jahren nach langen Auseinandersetzungen schließlich in Kraft trat, hat der deutschen Sprache nur wenig geholfen, aber auch nicht "groß geschadet". Dieses Resümee hat Peter Schlobinski, Osnabrücker Sprachwissenschaftler und Vorsitzender der Gesellschaft für deutsche Sprache in einem Gespräch mit der in Bielefeld erscheinenden Neuen Westfälischen gezogen.

Schlobinski, der an der Leibniz Universität Hannover lehrt, warnte vor dem Irrglauben, man können alles Regeln unterwerfen: "Ich hätte 1996 nicht mit der Reform begonnen", sagte er. "Ob man jetzt ,See' oder ,Zeh' mit Doppel-e oder ,eh' schreibt, das muss man halt lernen. Das ist so komplex und historisch gewachsen, dass es einfach wenig Sinn hat zu glauben, alles mit Regeln versehen zu wollen."

Dennoch sei eine festgelegte Orthografie nötig. "Der Sinn von Orthografie ist ja, dass wir in der Lage sind, Texte zu lesen und zu verfassen. Und wir müssen in der Lage sein, dies normgerecht zu tun", sagte Schlobinski. Sprache, auch Schriftsprache entwickele sich aber unabhängig von Regelwerken weiter. "Man kann das ja wunderbar in den sozialen Medien sehen", so der Sprachwissenschaftler. Da werde mit viel Kreativität vom Standard abgewichen, etwa was Kommasetzung, Zeichen oder Emojis angehe - "und das nicht, weil die Leute es nicht besser können, sondern weil das Kommunikationsformen sind, die nicht dem normativen Druck unterliegen". Dagegen habe auch die Gesellschaft für deutsche Sprache nichts. "Man muss immer wieder sagen: Die amtliche Rechtschreibung betrifft ja die Verwaltung, Gesetzestexte, Schule, Universitäten. Im Prinzip kann letztlich im Privatbereich jeder schreiben, wie er will", so Professor Schlobinski.

Quelle: Neue Westfälische (Bielefeld) (ots)

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