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Flüchtlinge: Jeder Zweite für Schließung der Grenzen

Archivmeldung vom 19.06.2023

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.06.2023 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Mary Smith
Refugees welcome = Flüchtlinge willkommen: Der Ursprung dieser Forderung ist bis heute unbekannt (Symbolbild)
Refugees welcome = Flüchtlinge willkommen: Der Ursprung dieser Forderung ist bis heute unbekannt (Symbolbild)

Bild: Unbekannt / Eigenes Werk

Weltweit steigen Fluchtbewegungen laut UNHCR auf einen neuen Höchstwert. Gleichzeitig nimmt die Unterstützungsbereitschaft für Geflüchtete in Deutschland deutlich ab, so das Ergebnis einer aktuellen Studie, die das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Ipsos anlässlich des Weltflüchtlingstages am 20. Juni in 29 Ländern durchgeführt hat. In Deutschland findet eine Dreiviertelmehrheit (73%), dass Menschen, die vor Krieg und Verfolgung fliehen, die Möglichkeit haben sollten in anderen Ländern Zuflucht zu suchen. Im Vorjahr lag die Zustimmung allerdings noch bei 78 Prozent.

Forderung nach Aufnahmestopp immer lauter

Inzwischen ist sogar knapp die Hälfte der Bevölkerung (48%) der Meinung, dass Deutschland zum aktuellen Zeitpunkt keine Flüchtlinge mehr aufnehmen könne und seine Grenzen für Geflüchtete vollständig schließen solle. 45 Prozent der Deutschen sprechen sich gegen eine Grenzschließung aus, sieben Prozent sind unentschieden. In der Umfrage zwölf Monate zuvor stimmten nur 32 Prozent der Befragten für Aufnahmestopp und Grenzschließung - ein Anstieg von 16 Prozentpunkten.

Dr. Robert Grimm, Leiter der Politik- und Sozialforschung bei Ipsos, dazu: "Der Flüchtlingsstrom nach Deutschland wird immer größer. Es stellt sich die Frage, wie viele Flüchtlinge Deutschland noch aufnehmen kann. Länder und Kommunen streiten seit langem mit dem Bund über eine bessere Finanzierung der Kosten für die Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge, die Integration in den Arbeitsmarkt, das Personal für Kitas und Schulen sowie die Sprachförderung. Dieser Streit geht an den Bürgerinnen und Bürgern nicht spurlos vorbei."

Wachsende Zweifel an Fluchtmotiven

Eine steigende Anzahl der Deutschen zweifelt außerdem an den Fluchtmotiven. 62 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die meisten Geflüchteten, die nach Deutschland kommen, gar keine echten Flüchtlinge seien, sondern nur aus wirtschaftlichen Gründen, wie etwa der Inanspruchnahme von Sozialleistungen, einwandern möchten. Die Zustimmung zu dieser Aussage war im Jahr 2022 ebenfalls deutlich geringer (51%). Gleichzeitig finden nur noch 40 Prozent der Bundesbürger, dass Flüchtlinge einen positiven Beitrag für Deutschland leisten - ein Rückgang um sieben Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr.

Dr. Robert Grimm meint: "Die hohe Inflation wirkt sich auch bei diesem Thema auf die Einstellungen der Deutschen aus. Seit drei Jahren hinkt die Entwicklung der Reallöhne der Nettolohnentwicklung hinterher. Vor allem die unteren Einkommensgruppen spüren diesen Wohlstandsverlust. Auch deshalb sinkt die Bereitschaft der Deutschen, Hilfsbedürftige aufzunehmen. Rechtspopulistische Parteien wie die AfD schüren die Verteilungsängste der Bürgerinnen und Bürger zusätzlich. Offenbar nicht ohne Erfolg, denn in unserer aktuellen Sonntagsfrage erreicht die AfD mit 19 Prozent den höchsten Wert, den wir bisher gemessen haben."

Jeder Dritte für Verwahrung von Asylbewerbern während Prüfverfahren

In der Bevölkerung sinkt außerdem der Optimismus, dass sich die meisten Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen, erfolgreich in die neue Gesellschaft integrieren werden. War im Vorjahr noch jeder Zweite (49%) dieser Meinung, sind es in der aktuellen Umfrage nur noch 41 Prozent der Befragten. Um die Integrationschancen zu verbessern, meint eine Mehrheit von 61 Prozent, dass es Asylbewerbern erlaubt sein sollte, zu arbeiten, während sie auf eine Entscheidung über ihren Asylantrag warten. Dies würde es den Geflüchteten erleichtern, die deutsche Sprache zu erlernen und sich zu integrieren.

Danach gefragt, ob die Mobilität von Asylbewerbern eingeschränkt werden sollte, solange ihr Anspruch auf Asyl bearbeitet wird, stimmen 39 Prozent der Deutschen zu. Jeder Vierte (25%) spricht sich gegen eine solche Verwahrung aus, 16 Prozent sind in dieser Frage unentschieden.

Ein Drittel der Deutschen engagiert sich für Flüchtlinge

Jeder dritte Befragte (33%) gibt an, sich in den vergangenen zwölf Monaten für geflüchtete Menschen eingesetzt zu haben. Das Spenden von Geld und Gütern ist die am häufigsten genannte Unterstützungsleistung (16%). Jeder Zehnte (10%) hat im vergangenen Jahr Flüchtlinge ehrenamtlich unterstützt. Acht Prozent haben Social-Media-Nachrichten zur Unterstützung von Flüchtlingen gepostet. Weitere acht Prozent geben an, Regierungsbeamte kontaktiert oder Petitionen unterschrieben zu haben, die sich für Flüchtlinge einsetzen.

Methode

Die Ergebnisse stammen aus der Ipsos Global Advisor-Studie "World Refugee Day. Global attitudes towards refugees". Bei der Online-Umfrage wurden zwischen dem 21. April 2023 und dem 05. Mai 2023 insgesamt 21.816 Personen aus 29 Ländern über das Ipsos Online Panel-System interviewt. In Kanada, Malaysia, Neuseeland Südafrika, der Türkei und den USA waren die Befragten zwischen 18 und 74 Jahren alt, in Indien über 18 Jahre alt, in Thailand zwischen 20 und 74 Jahren, in Indonesien und Singapur zwischen 21 und 74 Jahren und in allen anderen Ländern zwischen 16 und 74 Jahren.

Der "Globale Länderdurchschnitt" spiegelt das durchschnittliche Ergebnis für alle 29 Nationen wider, in denen die Umfrage durchgeführt wurde. Er wurde nicht an die Bevölkerungsgröße der einzelnen Länder angepasst.

In Argentinien, Australien, Brasilien, Kanada, Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Italien, Japan, Mexiko, Neuseeland, Spanien und den USA umfasste die Stichprobe etwa 1.000 Personen. In Belgien, Chile, Kolumbien, Ungarn, Indonesien, Malaysia, den Niederlanden, Peru, Polen, Singapur, Südafrika, Südkorea, Schweden, Thailand und der Türkei wurden jeweils etwa 500 Personen befragt. Die Stichprobe in Indien besteht aus etwa 2.200 Personen, von denen etwa 1.800 persönlich und 400 online befragt wurden.

Die Stichproben in Argentinien, Australien, Belgien, Kanada, Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Ungarn, Italien, Japan, den Niederlanden, Neuseeland, Polen, Südkorea, Spanien, Schweden und den USA können als repräsentativ für die allgemeine erwachsene Bevölkerung unter 75 Jahren angesehen werden.

Die Stichproben in Brasilien, Chile, Kolumbien, Indonesien, Malaysia, Mexiko, Peru, Singapur, Südafrika, Thailand und der Türkei sind städtischer, gebildeter und/oder wohlhabender als die allgemeine Bevölkerung. Die Umfrageergebnisse für diese Länder sollten so betrachtet werden, dass sie die Ansichten des "besser vernetzten" Bevölkerungsgruppe widerspiegeln.

Die Daten sind so gewichtet, dass die Zusammensetzung der Stichprobe in jedem Land das demografische Profil der erwachsenen Bevölkerung gemäß den jüngsten Volkszählungsdaten bestmöglich widerspiegelt.

Wenn die Ergebnisse sich nicht auf 100 aufsummieren, liegt das an Rundungen durch die computer-basierte Zählung, erlaubte Mehrfachnennungen oder dem Ausschluss von "weiß nicht/keine Angabe" Nennungen.

Quelle: Ipsos GmbH (ots)

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