Patienten verbringen Hunderte Millionen Stunden in Wartezimmern
Archivmeldung vom 10.04.2025
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.04.2025 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Sanjo BabićDeutschlands Patienten verbringen jährlich Hunderte Millionen Stunden in Wartezimmern. Der volkswirtschaftliche Schaden dürfte in die Milliarden gehen. Das zeigen Berechnungen auf Basis von Zahlen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), über die der "Spiegel" berichtet.
Demnach gibt es in Deutschland 98.503 Praxen, in denen es pro Jahr zu 
575,7 Millionen Behandlungsfällen kommt. Bis zum März 2020 - der 
Frühphase der Coronapandemie - hat die KBV in Versichertenumfragen auch 
die Wartezeiten in den Praxen detailliert erfasst.
Demnach 
berichteten zuletzt nur zwölf Prozent der Patienten von gar keiner 
Wartezeit bei ihrem letzten Praxisbesuch. 34 Prozent mussten bis zu 15 
Minuten warten, 26 Prozent bis zu 30 Minuten, 18 Prozent bis zu 60 
Minuten, sechs Prozent bis zwei Stunden und zwei Prozent sogar mehr als 
zwei Stunden. Bei 575,7 Millionen Behandlungsfällen verbringen die 
Deutschen damit mindestens 162 Millionen bis 332 Millionen Stunden pro 
Jahr in Wartezimmern. Die tatsächlichen Zahlen dürften noch höher 
liegen, da ein Behandlungsfall mehrere Einzeltermine umfassen kann.
Die
 langen Wartezeiten verursachen einen erheblichen Schaden für die 
Volkswirtschaft. Laut OECD liegt die Produktivität einer Arbeitsstunde 
in Deutschland bei umgerechnet rund 87 Euro. Angenommen, jeder vierte 
Patient wäre ein nicht krankgeschriebener Erwerbstätiger, läge der 
volkswirtschaftliche Schaden der Warterei zwischen 3,5 bis 7,2 
Milliarden Euro pro Jahr.
Mediziner begründen die Wartezeiten 
meist mit unvorhersehbaren Notfällen. Im medizinischen Alltag komme es 
täglich vor, "dass man sich sehr viel mehr Zeit nehmen müsse, als 
eingeplant war", sagte Jakob Maske vom Bundesverband der Kinder- und 
Jugendärzte. Von einer bewussten Überbuchung der Terminkalender in den 
Praxen sei "nicht auszugehen".
Eugen Brysch von der Deutschen 
Stiftung Patientenschutz hält das für wenig glaubwürdig. Bei einer 
solchen Häufung angeblicher Notfälle "darf schon hinterfragt werden, ob 
es vielleicht an dem miserablen Management einiger Praxen liegt". 
Ärzteverbände hatten zuletzt Strafhonorare für geplatzte Termine 
gefordert. Häufige Ausfälle verlängerten die Wartezeiten auf 
Arzttermine.
Quelle: dts Nachrichtenagentur


 
         
         
         
         
         
         
         
         
         
         
         
         
         
         
         
       
       News-Feed
 News-Feed