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Preisexplosion bei Wohncontainern für Flüchtlinge belastet Kommunen

Archivmeldung vom 01.10.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.10.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Caruso Pinguin, on Flickr CC BY-SA 2.0
Bild: Caruso Pinguin, on Flickr CC BY-SA 2.0

Durch die hohe Nachfrage in den vergangenen Monaten sind die Preise von Wohncontainern für Flüchtlinge explodiert und haben sich teils vervielfacht. Das ergaben Recherchen von NDR Info in fast 20 Kommunen und Bundesländern, vor allem in Norddeutschland. Kommunen bezeichnen die Preispolitik mancher Container-Hersteller und Händler als "frech", "unanständig" und "verantwortungslos".

Weil zudem die Lieferzeiten für Container oft auf sechs bis acht Monate gestiegen sind, weichen Städte und Gemeinden inzwischen auf teure, aber nachhaltigere Alternativen aus, was ihre Haushalte aber zusätzlich belastet. Dabei seien die Kassen der Kommunen durch die hohe Zahl der unterzubringenden Flüchtlinge bereits "bis an die Oberkante ausgelastet", so der Sprecher des Niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes, Thorsten Bullerdieck: "Eine schwarze Null ist für fast keinen mehr zu realisieren, in diesem und wahrscheinlich auch im nächsten Jahr."

Besonders drastische Erfahrungen machte das niedersächsische Wunstorf bei einer Ausschreibung im April. Ein Händler hatte den Preis von Mietcontainern für eine Flüchtlingsunterkunft innerhalb weniger Monate auf knapp 500.000 Euro verdreifacht, andere Bieter lagen noch darüber. Stadtsprecher Hendrik Flohr bezeichnete es als "verantwortungslos, dass versucht wird, aus dieser Situation im Moment derartig Kapital zu schlagen". Auch der Niedersächsische Städte- und Gemeindebund berichtet von Steigerungen um das Fünf- bis Zehnfache und "unverschämten Preisen", so Sprecher Bullerdieck. Es gebe schwarze Schafe mit "frechen" Angeboten weit über normalen Marktpreisen, sagte eine Sprecherin der Hansestadt Lübeck, weshalb man versuche, Containerbauten zu vermeiden: "Wir werden nicht zu horrenden Preisen abschließen, wir lassen uns nicht unter Druck setzen". Auch Hannover registrierte stark erhöhte Preise bei einzelnen Firmen, es gebe aber noch "faire Angebote". Städte wie Hamburg und das nahegelegene Norderstedt haben sich über Rahmenverträge mit Herstellern stabile Preise gesichert. Niederkassel nahe Bonn und Immenstaad am Bodensee berichteten von Preissteigerungen um 50 Prozent innerhalb kurzer Zeit. Einer der von Kommunen genannten Hersteller, die fränkische KB Container, räumte in einem konkreten Fall eine Erhöhung um ein Drittel innerhalb eines Jahres ein und begründete dies unter anderem mit gestiegenen Kosten. Zudem schrieb der Geschäftsführer der Firma auf Anfrage von NDR Info: "Der zu erzielende Preis richtet sich nach Angebot und Nachfrage. Sicher ist die Nachfrage im Moment sehr hoch."

Wegen der Preisexplosion und langer Lieferzeiten von oft sechs bis acht Monaten für Container weicht man vielerorts inzwischen auf Alternativen aus. Hannover und Pinneberg etwa planen Unterkünfte in Holzbauweise, die auch länger und flexibler nutzbar seien. Preislich gebe es dabei kaum mehr einen Unterschied, heißt es aus dem schleswig-holsteinischen Amt Itzstedt, das sich ebenfalls für einen Neubau in Holz entschieden hat. Auch Bremen erwägt, von Stahlcontainern auf Holzrahmenbau umzusteigen. Wunstorf will jetzt unter anderem Ferienwohnungen anmieten. Kommunen wie Pinneberg, Mölln oder Kaltenkirchen finden noch bezahlbare Mietwohnungen. Andere versuchen, mit der Nutzung leer stehender Altenheime oder Gewerbegebäude den ursprünglich erwogenen Bau von Containerunterkünften zu vermeiden.

Quelle: NDR Norddeutscher Rundfunk (ots)

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