Oberster Verwaltungsrichter löst neuen Asyl-Streit aus
Über die verschärfte Migrationspolitik von Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) ist ein neuer Streit entbrannt. Anlass sind Aussagen von Andreas Korbmacher, Präsident des Bundesverwaltungsgerichts, zur Grenzpolitik der Regierung. Der oberste Verwaltungsrichter äußerte Zweifel an der Praxis, Asylsuchende an der deutschen Grenze zurückzuweisen.
Zuvor hatte bereits das Verwaltungsgericht Berlin dieses Vorgehen Anfang Juni in drei Fällen für rechtswidrig erklärt. Die Grünen fordern nun ein Ende der strengen Grenzpolitik. Der
innenpolitische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, Alexander Throm,
lehnt dies ab.
"Es gibt keinerlei Veranlassung, die
Vorgehensweise der Regierung an der Grenze, einschließlich von
Zurückweisungen, zu überdenken oder gar zu ändern", sagte der
CDU-Politiker dem "Handelsblatt" (Dienstagsausgabe). Die Berliner
Entscheidung werde selbstverständlich respektiert, soweit sie die drei
somalischen Staatsbürger betreffe.
Sie entfalte aber "keine
rechtliche Bindung darüber hinaus". Vielmehr sei eine Entscheidung des
Europäischen Gerichtshofs (EuGH) erforderlich, "die dann auch das
Migrationsgeschehen der letzten Jahre, die Dysfunktionalität der
EU-Dublin-Verordnung und deren Auswirkungen auf unsere Gesellschaften in
Europa berücksichtigen kann".
Der SPD-Innenpolitiker Sebastian
Fiedler nannte es "bemerkenswert", dass Gerichtspräsident Korbmacher
öffentlich "eine klare Richtung" aufzeige. "Ich verstehe seine Aussagen
als klaren Hinweis auf die Gewaltenteilung, bei der die zweite
Staatsgewalt gut daran tut, die dritte hinreichend ernst zu nehmen."
Fiedler mahnte bei allen Migrationsmaßnahmen die Einhaltung von EU-Recht
an. "Das ist allein schon deswegen wichtig, weil unsere Polizistinnen
und Polizisten bei ihren Kontrollen Rechtssicherheit benötigen."
Auch
die SPD halte einen "klaren Kurs in Sachen Migration" für notwendig,
sagte Fiedler weiter. "Das bezieht jedoch allerdings vor allem zunächst
die bestmögliche Organisation der Zuwanderung in unseren Arbeitsmarkt
mit ein, also die Schaffung und Bewerbung legaler Zugangswege."
Quelle: dts Nachrichtenagentur