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Überschätztes Cybermobbing

Archivmeldung vom 09.03.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.03.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Bild: Angela Parszyk / pixelio.de
Bild: Angela Parszyk / pixelio.de

Cybermobbing gilt als eine der größten Bedrohungen, der Jugendliche in der digitalen Welt ausgesetzt sind. Die Bedeutung des Phänomens werde in der öffentlichen Wahrnehmung allerdings überschätzt.

Zu diesem Schluss kommt eine vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) unterstützte Studie, die von der Pädagogischen Hochschule Thurgau (PHTG) sowie den Universitäten Konstanz, Zürich und Bern durchgeführt wurde: „Die Ansicht, dass alle Jugendlichen dank der neuen Möglichkeiten gedankenlos ‚drauflosmobben‘, ist weit von der Realität entfernt“, erklärt Projektleiterin Prof. Dr. Sonja Perren, Professorin für Entwicklung und Bildung in der frühen Kindheit an der Universität Konstanz und der PHTG. Cybermobbing tritt nach den Ergebnissen ihrer Studie etwa dreimal seltener auf als Mobbing in der realen Welt.

Rund 950 Jugendliche zwischen zwölf und 15 Jahren wurden von Psychologinnen und Psychologen der vier beteiligten Hochschulen zu ihren Erfahrungen mit Cybermobbing – als Täter wie als Opfer – befragt. Die Ergebnisse dieser Befragung stehen im Widerspruch zu dem Bild, das Medienberichterstattungen häufig vermitteln. Gemäß der Studie kommt Cybermobbing vergleichsweise selten vor. Weitaus häufiger sind „traditionelle“ Formen von Gewalt unter Jugendlichen wie physische, verbale oder soziale Gewalt etwa in der Schule. „Die Bloßstellung im Internet ist oftmals nur die Spitze des Eisberges“, erläutert Fabio Sticca, der als Mitarbeiter an der Professur Entwicklung und Bildung in der frühen Kindheit maßgeblich an der Studie beteiligt war: „Wer im Internet gemobbt wird, wurde wahrscheinlich auch bereits auf dem Schulhof angefeindet“, führt Sticca weiter aus. Cybermobbing sei somit eher als Verlängerung des herkömmlichen Mobbings denn als eigenständiges Phänomen zu betrachten. Im Cyberspace werden häufig diejenigen Jugendlichen als „Mobber“ auffällig, die auch außerhalb des Internets zu aggressivem und antisozialem Verhalten neigen. Eine Rolle spielt erwartungsgemäß auch die Zeit, die Jugendliche im Internet verbringen. Faktoren wie das Geschlecht oder moralische Eigenschaften, so zeigte die Studie, können hingegen vernachlässigt werden, wenn traditionelles Mobbing, antisoziales Verhalten und die Häufigkeit der Onlinekommunikation berücksichtigt werden.

Im Rahmen der Studie wurden die Jugendlichen ebenfalls befragt, als wie belastend sie verschiedene Formen von Mobbing einschätzen. Zwar rangiert für die Jugendlichen das anonyme und öffentliche Mobbing in der digitalen Sphäre als schlimmstes Szenario, doch als fast ebenso schlimm wird das ‚herkömmliche Mobbing‘ empfunden, sofern es öffentlich und anonym erfolgt. „Cybermobbing kann schlimmer sein als gewöhnliches Mobbing, falls es anonym geschieht und viele Leute erreicht, insbesondere wenn eine Attacke außer Kontrolle gerät. Doch massive Attacken kommen fast nie vor“, so Perren.

Nach Ansicht der Forschenden müssen gegen Cybermobbing keine neuen Formen der Prävention entwickelt werden. Die klassische Antimobbingprävention, die potentielle Fälle früh aufdeckt sowie Sozialkompetenzen und moralische Werte vermittelt, greife auch in der digitalen Sphäre. Das Thema Cybermobbing werde am besten in die klassische Prävention eingebunden, indem Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Eltern auf ihre Mitverantwortung aufmerksam gemacht würden. „Medienkompetenz gehört zweifellos auch dazu, doch kann diese falsche Akzente setzen, wenn sie möglichen Opfern die Schuld zuschiebt, weil diese unbedacht Bilder gepostet hätten – das kann die negativen Auswirkungen von Mobbing noch verschlimmern“, warnt Sonja Perren.

Quelle: Universität Konstanz (idw)

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