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Angebliche Vorteile von Einwegflaschen aus Plastik erweisen sich als Fata Morgana der Plastikindustrie

Archivmeldung vom 25.06.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.06.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Stephanie Hofschlaeger / PIXELIO
Bild: Stephanie Hofschlaeger / PIXELIO

In den vergangenen Wochen hat die Einweg-Verpackungsindustrie zunächst die PET-Einwegflasche, dann die PET-Einwegflasche mit Rücklogistik (Petcycle-System) und schließlich auch die Getränkedose (schein)heilig gesprochen. Jeweils von den Verpackungsherstellern in Auftrag gegebene Studien kamen angeblich zum Ergebnis, dass die untersuchten Einweggetränkeverpackungen aus ökologischer Sicht mit umweltfreundlichen Mehrwegflaschen mithalten können. Unter Aufwand hoher Summen wird seitdem von der Dosen- und Plastikflaschenindustrie behauptet, ihre Einwegverpackungen seien nun genauso gut wie Mehrweg.

Die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) und die Stiftung Initiative Mehrweg (SIM) zeigen an der von der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen e.V. beauftragten Studie "PET Ökobilanz 2010" exemplarisch, wie die Verpackungsindustrie mit Taschenspielertricks Ergebnisse zu ihren Gunsten zurecht biegt. Tatsächlich kommt bei einer genauen Interpretation der Studie nämlich heraus, dass Mehrweg in allen untersuchten Fällen Einweg überlegen ist. Die DUH und die SIM fordern Bund und Länder zu einem kritischen Umgang mit interessegesteuerten Ökobilanzen sowie zu einer neutralen Neubewertung von Getränkeverpackungen auf.

Um mit den veröffentlichten Ökobilanzen einen unabhängigen Eindruck zu erwecken, wurde in allen drei Fällen das Heidelberger Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu) mit der Durchführung der Studien beauftragt. Der Haken dabei: Ökobilanzen sind nur so gut wie die zugrundeliegenden Annahmen. Durch die Vorgabe realitätsfremder Annahmen lässt sich das Ergebnis hübsch beeinflussen. "Eine Ökobilanz ist eine Art 'Black Box': Wenn realitätsfremde und falsche Annahmen in die Berechnungen eingespeist werden, kommen auch falsche und verzerrte Ergebnisse heraus", erklärt Clemens Stroetmann, Staatssekretär a.D. und Geschäftsführer der SIM. Ferner sei auch die Auswahl der untersuchten Verpackungssysteme ausschlaggebend für das Ergebnis. "0,7 Liter Glas-Mehrwegflaschen mit doppelt so großen 1,5 Liter PET-Einwegflaschen zu vergleichen, erscheint so treffend wie ein Vergleich von Tomaten mit Melonen: Außer das sie beide Wasser enthalten, haben sie im Vergleich wenig mit einander zu tun."

"Die Kunststoffindustrie missbraucht im wirtschaftlichen Eigeninteresse das Instrument der Ökobilanz gleich auf mehreren Ebenen. Mit realitätsfremden Annahmen niedriger Mehrweg-Umlaufzahlen und gezielter Nichtberücksichtigung von PET-Einwegflaschen für stille Wässer und Markenprodukte lässt sich die Industrie mit Hilfe von ifeu Plastik-Einwegflaschen auf Teufel komm raus schön rechnen. Was hier betrieben wird ist Verbrauchertäuschung pur", kritisiert Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH. "Korrigiert man die realitätsfernen Annahmen in der Studie mit realen Marktdaten der Branche und vergleicht relevante Marktsegmente miteinander, so kommt dabei heraus, dass Mehrwegflaschen nach wie vor klar die Nase vorn haben". Sogar unter den in der Studie für PET-Einweg sehr günstig getroffen Annahmen schneiden PET-Mehrwegflaschen in allen und Glas-Mehrwegflaschen in drei von vier Produktgruppen in Punkto Umweltauswirkungen eindeutig besser ab. Nur für kohlensäurehaltige Wässer und Erfrischungsgetränke und unter den getroffenen, von der SIM und der DUH deutlich in Frage gestellten Annahmen konnten die Verfasser der Studie beim direkten Vergleich einer 0,7 Liter Glas-Mehrwegflasche mit einer 1,5 Liter PET-Einwegflasche keine eindeutigen ökologischen Vorteile für das eine oder das andere System ableiten. "Die Kunststoffindustrie versucht in der Außendarstellung mit Hilfe der industriebeauftragten Ökobilanz die Einweg-Plastikflasche grundsätzlich zu glorifizieren mit dem Ziel, politische Maßnahmen zum Schutz der umweltfreundlichen Mehrwegsysteme - wie beispielsweise eine Lenkungsabgabe auf Einweggetränkeverpackungen - zu torpedieren", erklärt Jürgen Resch. Dabei hat selbst das Augsburger bifa Umweltinstitut unlängst bei der Vorstellung einer vom Bundesumweltministerium in Auftrag gegebenen Studie festgestellt, dass gerade eine derartige Lenkungsabgabe sehr zielführend wäre, um den Anteil der Getränke, die in Mehrwegflaschen abgefüllt werden, zu erhöhen.

Quelle: Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH)

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