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Hilferuf von Bundeswehr-Offizieren an die Sanitätsführung

Archivmeldung vom 20.10.2006

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.10.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Jens Brehl

Im Sanitätsdienst der Bundeswehr mehren sich Beschwerden über die zunehmende Anzahl an Auslandseinsätzen. Eine Stabsärztin vom Bundeswehrkrankenhaus Hamburg sprach im Interview mit NDR Info von einer unzureichenden Ausbildung der meisten Notfallmediziner im Einsatz.

Die 35-Jährige berichtet von einer Kollegin, die 2004 als Notfallmedizinerin in den Afghanistan-Einsatz musste, obwohl sie als angehende Hautärztin dafür gar nicht die nötige Ausbildung gehabt habe. Die Kollegin habe in dem Einsatz zwei schwerverletzte zivile Patienten künstlich beatmen wollen, was ihr aber nicht gelungen sei. Mindestens einer der Afghanen sei gestorben. Nach Angaben der Stabsärztin hatte die überwiegende Mehrheit "der Kollegen, die in Afghanistan waren und entsprechende Stellen besetzen mussten, keine notfallmedizinische Ausbildung". Vorgesetzten wirft sie in diesem Zusammenhang vor, keine Skrupel zu haben und ihre Fürsorgepflicht zu verletzen.

NDR Info liegt darüber hinaus ein Schreiben vor, das 15 Abteilungsleiter des Bundeswehrzentralkrankenhauses Koblenz unterzeichnet haben. Darin kritisieren sie Missstände im Sanitätsdienst der Bundeswehr sowohl bei Einsätzen im Ausland als auch im Inland. Wörtlich heißt es in dem Schreiben: "Die aktiven Sanitätssoldaten erleben die immer größer werdenden Probleme aus reduzierter Ausbildungskapazität im Inland, kurzen Vorbereitungsphasen und personellen und strukturellen Defiziten. Dies steht im Widerspruch zu den Leitsätzen des Sanitätsdienstes und der Verantwortung gegenüber unseren Soldaten, die auf eine gute medizinische Versorgung auch im Ausland vertrauen wollen und müssen."

Auch der Vorsitzende des Deutschen Bundeswehrverbandes, Bernhard Gertz, hat gegenüber NDR Info zahlreiche Beispiele für Missstände im Sanitätsbereich der Truppe dokumentiert. Als Hauptgrund sieht auch Gertz die zunehmende Belastung durch immer mehr Auslandseinsätze. Seiner Ansicht nach hat allerdings auch die Bundeswehrreform vor sechs Jahren die Lage dramatisch verschlechtert. Seitdem seien zu viele Ärzte in den Stäben verschwunden, die bei Einsätzen und für die Patienten fehlten. "Im Ergebnis muss das korrigiert werden", so Gertz. "Es liegt sehr nahe, dass das eine Vergeudung von Ressourcen darstellt."

Nach der Berichterstattung von NDR Info über die offensichtlichen Missstände im Sanitätsdienst der Bundeswehr hat sich inzwischen auch der Verteidigungsausschuss des Bundestages der Sache angenommen. In einer der nächsten Sitzungen sollen der Wehrbeauftragte des Bundestages und der zuständige Staatssekretär im Verteidigungsministerium ausführliche Berichte dazu abgeben. Das Verteidigungsministerium hat nach eigenen Angaben eine Überprüfung der jüngsten Vorwürfe eingeleitet.

Quelle: Pressemitteilung NDR Norddeutscher Rundfunk

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