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Adolf Sauerland, ehemaliger Oberbürgermeister von Duisburg: "Wahrscheinlich hätte ich viel früher auf die Opfer zugehen müssen"

Archivmeldung vom 23.11.2016

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.11.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Adolf Sauerland Bild: xtranews.de / de.wikipedia.org
Adolf Sauerland Bild: xtranews.de / de.wikipedia.org

Adolf Sauerland, ehemaliger Oberbürgermeister von Duisburg, hat sich zum ersten Mal nach seiner Abwahl im Zuge des Loveparade-Unglücks in den Medien geäußert. Dem ZEITmagazin und dem WDR Fernsehen sagt Sauerland, dass er nach der Katastrophe 2010 in Duisburg, in seinem Bestreben, keine juristischen Fehler zu machen, "das Mitgefühl für die Angehörigen" vergessen habe. Bei der Massenpanik kamen 21 Menschen ums Leben und über 500 wurden verletzt.

Damals wurde kritisiert, dass Sauerland nicht die Verantwortung für das Unglück übernommen hatte, was 2012 zu seiner Abwahl führte. "Man suchte jemanden, den man zur Verantwortung ziehen konnte, dem man die Schuld zuweisen konnte, hinter dem man sich verstecken konnte, und das war ich", sagt der 60-Jährige im Gespräch. "Ich selbst wollte so eine Veranstaltung nie in Duisburg haben! Und das wussten alle, der ganze Rat. Aber das hat dann niemand mehr laut gesagt."

"Zurückzutreten, das wäre für mich eine Flucht gewesen. Sollte wirklich etwas juristisch falsch gelaufen sein, zum Beispiel bei der Genehmigung, dann kann man politische Verantwortung verlangen. Aber ich hatte mir nichts vorzuwerfen", sagt er.

Adolf Sauerland arbeitet seit seiner Abwahl im Reisebüro seiner Familie. Auf die Frage, welche Frage ihm die Kunden im Reisebüro häufig stellten, antwortet er: "Neben 'Wie geht es dir?' ist das: 'Warum hast du dich nicht eher entschuldigt?' Es gibt Dinge, über die man schlecht sprechen kann. Wofür entschuldigen? Wofür? Dass die Kinder tot sind? Da gibt es keine Entschuldigung für! Da gibt es Verantwortung für!"

Er könne sich dafür entschuldigen, dass er nicht die Kraft gehabt habe, auf die Leute zuzugehen. "Ich kann erklären, warum das nicht möglich war, weil da keine Maschine auf der anderen Seite war, sondern jemand, der die ganze Nacht da gesessen und miterlebt hat, dass Menschen gestorben sind." Sauerland weiter: "Wahrscheinlich hätte ich viel früher auf die Opfer zugehen müssen. Aber ich war früher Lehrer, ich hätte in meinem Leben nie 'unbedingt' eine Veranstaltung durchgeführt, wo Jugendliche, wo Minderjährige sich hätten verletzen können. Und mir das zu unterstellen, das war schon ganz starker Tobak."

Die Autorin Eva Müller hat Adolf Sauerland seit 2010 mehrfach begleitet. Ihr gab er nun auch das erste Interview seit seiner Abwahl vom Oberbürgermeisterposten 2012. Ihr Film "Adolf Sauerland. Ein Mann, kein Wort?" wird am 28.11. um 22.15 Uhr im WDR Fernsehen gezeigt und ist ab dem 23.11., 14.00 Uhr, in der WDR Mediathek verfügbar.

Der Beitrag im ZEITmagazin erscheint am Donnerstag, den 24.11.2016.

Quelle: DIE ZEIT (ots)

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