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Boote zu langsam: Sachsen-Anhalts Wasserschutzpolizei kämpft mit Beschaffungsproblemen

Archivmeldung vom 28.07.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.07.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Ruderboot (Symbolbild) Bild: Polizei
Ruderboot (Symbolbild) Bild: Polizei

Sachsen-Anhalts Wasserschutzpolizei hat mit Beschaffungs- und Konstruktionsproblemen zu kämpfen. Das berichtet die in Halle erscheinende Mitteldeutsche Zeitung.

Demnach starteten die 2021 ausgelieferten Polizeiboote "Biber", "Kranich" und "Otter" nicht nur mit anderthalbjähriger Verspätung in den Dienstbetrieb - die beauftragte Schiffswerft baute die Boote zum Millionenpreis auch zu langsam, zu sprithungrig und zu mängelanfällig. Das geht aus einer Antwort des Landesinnenministeriums an Sachsen-Anhalts Grünen-Fraktion hervor.

Laut Ministerium kosteten die neuen Boote zusammen 2,6 Millionen Euro. Sie sollten eigentlich ein Spitzentempo von 40 Kilometern pro Stunde schaffen und dafür als sogenannte Halbgleiter schwimmen: Boote dieser Bauart heben sich bei Beschleunigung aus dem Wasser, gleiten über die Oberfläche. Allerdings hielt sich die Werft laut Ministerium nicht an die Vereinbarung: "Während der Bauphase und nach erfolgten Testfahrten wurde jedoch bekannt, dass die Rumpfform so gefertigt worden war, dass die Halbgleitereigenschaft nicht erreicht und damit einhergehend die geforderte Höchstgeschwindigkeit von 40 km/h ebenso nicht realisiert werden konnte", heißt es in der Antwort an die Grünen-Fraktionen. Nach einem Umbau liege das Spitzentempo nunmehr bei 36 Kilometern pro Stunde. Zudem kritisiert das Ministerium: Die fehlenden Gleiter-Eigenschaften führten "zur Einschränkung der Rundumsicht und erhöhtem Kraftstoffverbrauch".

Nach Darstellung des Ministeriums gingen die Probleme nach der Jungfernfahrt 2021 weiter. In den drei baugleichen Booten sei an der Rückseite des Steuerhauses Wasser eingetreten. Hinzu seien Kühlwasseraustritte und Störungen der Navigationssysteme gekommen. Ein Boot habe außerdem unter Kondenswassereintritt im Steuerhaus gelitten. Das Innenministerium zeigt sich im Bericht verständnislos: Zwar sei es im Schiffsbau üblich, dass es bei Einzelanfertigungen zu Anpassungen komme - doch diese aufgeflogenen Mängel würden "über das übliche Maß hinausgehen". Das Ressort gibt aber gleichzeitig Entwarnung: Die Boote hätten trotzdem "alle Voraussetzungen" zur Erfüllung der Polizeiaufgaben.

Aufgrund der Probleme verlangte das Land Sachsen-Anhalt laut Ministerium einen Preisnachlass beim Auftragnehmer. Wie hoch die Preisminderung letztlich war, ließ das Ministerium auf MZ-Anfrage zunächst offen.

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung (ots)


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