Gaffer bei Unfällen: Natürliche Neugier oder einfach rücksichtslos?
Archivmeldung vom 25.05.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWer im Straßenverkehr ein Martinshorn hört oder ein Blaulicht sieht, verhält sich meist automatisch richtig: vorsichtig rechts heranfahren und den Notarzt durchlassen. Immer häufiger stören aber Schaulustige die Arbeit der Rettungskräfte: Bei jedem fünften Einsatz sind Gaffer im Weg, berichtet die "Apotheken Umschau".
Den Schaden haben die Unfallopfer, die sich in dem Moment nicht wehren können, sagt Chefredakteur Peter Kanzler:
"Gaffer blockieren nicht selten die Zufahrtswege für die Rettungskräfte. Die Helfer kommen nicht durch und die Hilfe verzögert sich dadurch. Und noch viel schlimmer, manche Schaulustige fotografieren mittlerweile oder filmen den Unfall oft und behindern dabei zum Teil massiv. Nicht selten werden die Fotos dann ins Internet gestellt oder in anderen Zeitungen veröffentlicht."
Das Verhalten der Gaffer schadet nicht nur den Verletzten. Häufig verursachen Schaulustige weitere Unfälle:
"Am gefährlichsten ist es, wenn bei einem Autobahn-Unfall auf der Gegenseite scharf abgebremst wird, um eine bessere Sicht zu haben. Nicht selten sind dann Auffahrunfälle die Folge und in einem solchen Fall macht sich der Verursacher sogar strafbar."
Bei einem Unfall ganz nah dabei zu sein, scheint für viele Schaulustige einen großen Reiz zu haben. Offensichtlich gehört das zur Natur des Menschen:
"In jedem Menschen steckt ein Stück Gaffer, das sagen zumindest die Psychologen. Es ist auch ganz normal, dass man hinschaut oder sich umsieht, wenn es irgendwo gekracht hat. Daran ist auch nichts Schlimmes, wenn man dabei niemanden behindert und - auch wichtig - wenn man die Erste Hilfe nicht vernachlässigt."
Auch Kinder sind sehr neugierig, wenn sie einen Unfall miterleben. Sie verkraften laut "Apotheken Umschau" solche Erlebnisse aber gut und brauchen nicht sofort vom Unfallort entfernt werden. Wichtig ist demnach aber, dass die Kinder auch die Rettung der Verletzten sehen. Dadurch können sie das Erlebte gut verarbeiten.
Quelle: Wort und Bild "Apotheken Umschau"