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Gläubige Deutsche emanzipieren sich von den Kirchen

Archivmeldung vom 24.02.2005

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.02.2005 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Emnid ermittelte für Reader's Digest: Glaube ist Sache des Einzelnen

Die Kirchen haben ihre prägende Kraft in Deutschland verloren, der
Glaube ist zunehmend eine Sache des Einzelnen: 61 Prozent der
Deutschen sagen, Kirchen oder religiöse Gemeinschaften können nicht
über Glaubensinhalte entscheiden. Das hat eine repräsentative Umfrage
des Meinungsforschungsinstituts Emnid im Auftrag von Reader's Digest
Deutschland ergeben. Diese Meinung teilen jeweils absolute Mehrheiten
aller befragten Gruppen - Gläubige wie Nichtgläubige, Menschen im
Osten und Westen, Männer und Frauen genauso wie Protestanten und
Katholiken.

"Das ist revolutionär angesichts des Gebarens der Kirchen, vor
allem der katholischen," sagt Professor Klaus-Peter Jörns, ehemals
Leiter des Lehrstuhls für praktische Theologie an der Berliner
Humboldt-Universität, und fügt hinzu: "Die Kirchen haben die
Gläubigen lange Zeit als unmündig in Glaubensfragen, ja, als ihr
Eigentum behandelt." Die Kirchen drohen ins gesellschaftliche Abseits
zu geraten, meint der Experte: "Die Umfrage spricht an diesem Punkt
eine deutlich warnende Sprache."

Die Ergebnisse der Umfrage, zu der Emnid 1000 Frauen und Männer ab
14 Jahren befragte, sind in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. So wird
deutlich, dass Deutschland religiös ein gespaltenes Land ist.
Insgesamt glauben 65 Prozent der Deutschen an einen Gott, 33 Prozent
nicht. Aber: 77 Prozent der Ostdeutschen sagen: Nein, es gibt keinen
Gott. Dasselbe behaupten in den alten Bundesländern nur 22 Prozent.
"Die DDR hat ihre Bürger gelehrt, die Kirchen als Teil der alten
Obrigkeit zu sehen, von der man sich befreien muss", erklärt der
evangelische Theologe Jörns die große Differenz.

Reader's Digest Deutschland stellt in seiner März-Ausgabe Details
der Umfrage vor. So gehen zwar viele Weltreligionen von einem Leben
nach dem Tod aus. In Deutschland glauben daran aber nur 58 Prozent
der Menschen. Auch der Glaube an einen Gott schließt nicht
zwangsläufig die Hoffnung auf ein ewiges Leben mit ein, denn selbst
von den Gläubigen erwarten nur 65 Prozent ein Leben nach dem Tod. Für
35 Prozent der Deutschen hört der Mensch nach dem Tod ganz einfach
auf zu existieren. Immerhin 10 Prozent erwarten aber eine irdische
Wiedergeburt.

Wer an Gott glaubt, glaubt nicht mehr unbedingt an eine einzelne
Gestalt. Für 83 Prozent der Gläubigen ist Gott vielmehr überall in
der Natur gegenwärtig, 75 Prozent sehen in ihm ein Wesen, das sie
erschaffen hat, und 70 Prozent bezeichnen Gott zusätzlich als eine
allgegenwärtige Kraft in ihrem Leben. Grundsätzlich aber schätzt die
überwältigende Mehrheit ihren Glauben als positives Element, das
ihnen ein Gefühl von Schutz gibt (45%), ihrem Leben Sinn verleiht
(39%) oder es interessanter macht (8%). Nur 1 Prozent der Befragten
sagt, der Glaube mache ihr Leben beängstigender.

Wer glaubt an Gott? 69 Prozent der Frauen sind von der Existenz
Gottes überzeugt, aber nur 60 Prozent der Männer. Professor Jörns hat
eine Erklärung für diesen Unterschied: "Frauen sind dichter dran am
Leben, besonders im Hinblick auf die Geburt von Kindern. Da Gott als
Schöpfer mit dem Leben ebenso unmittelbar zu tun hat, sind sich
Frauen und Gott hier näher." Interessant sind auch folgende
Ergebnisse: Mit dem Alter und der Lebenserfahrung wird in Deutschland
auch der Glauben größer. So fand Emnid im Auftrag von Reader's Digest
Deutschland heraus, dass 71 Prozent der 50- bis 59-Jährigen, aber 77
Prozent der über 60-Jährigen an Gott glauben. Und: Verheiratete (70%)
sowie Verwitwete (77%) glauben eher als Ledige und Geschiedene
(jeweils 53%) an die Existenz Gottes.

Glaube ist jedoch nicht allein an Gott gebunden. 28% der
Bevölkerung in Deutschland sind von der Existenz anderer
überirdischer Wesen oder Mächte überzeugt. Hauptsächlich wird im
persönlichen Leben das Übersinnliche mit positiven Begriffen wie
Natur, Kraft, Trost, Schutz oder Geborgenheit (jeweils rund 80%)
verbunden. "Religion bedeutet für die Menschen vor allem, mit
transzendenter Hilfe ein Leben zu suchen, das gut genannt werden
kann", meint Professor Jörns dazu.


Was glaubt Europa?

Obwohl in vielen Ländern immer weniger Menschen in die Kirche
gehen, glauben sieben von zehn Europäern an Gott. Dies ergab eine
repräsentative Umfrage bei über 8000 Europäern in 14 Ländern, die
ebenfalls in der März-Ausgabe von Reader's Digest Deutschland
veröffentlicht wird.

Weit vorne in der Rangliste der Gottesgläubigen steht überraschend
Russland, wo knapp 15 Jahre nach dem Zusammenbruch des Kommunismus 87
Prozent der Bevölkerung erklären, dass sie an Gott glauben. Nur die
katholischen Hochburgen Polen und Portugal erzielen mit 97 respektive
90 Prozent höhere Werte. Am wenigsten gottesgläubig sind die Belgier
(58%), die Niederländer (51%) und die Tschechen (37%). Der
europäische Durchschnitt liegt bei 71 Prozent.

Reader's Digest wollte von den Europäern auch wissen, ob es eine
Religion braucht, um zu erkennen, was richtig und was falsch ist.
Während in Deutschland nur 37 Prozent diese Frage mit Ja beantworten,
sind es im europäischen Schnitt 43 Prozent. Hingegen betrachten 53
Prozent der Europäer Religionsgemeinschaften als generell positive
Kraft; in Deutschland sind es 52 Prozent.

Für weitere Informationen zu diesem Thema aus Reader's Digest
Deutschland stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Die März-Ausgabe
von Reader's Digest Deutschland ist ab dem 28. Februar 2005 an
zentralen Kiosken erhältlich.

Vollständiger Artikel aus der März-Ausgabe zum Download:
http://www.readersdigest.de
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