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Gesundheitsreform: Kaum Geld zurück für Krankenversicherte

Archivmeldung vom 11.06.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.06.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Ab 2009 bekommen gesetzliche Krankenkassen erstmals feste Zuweisungen aus dem neuen Gesundheitsfonds. Wirtschaften sie gut, etwa durch Senken der Behandlungskosten, machen sie Gewinn. Nur eine von zehn Kassen will Überschüsse aber voll an ihre Versicherten auszahlen - obwohl die Gesundheitsreform dies ermöglicht.

Stattdessen investieren sie in Zusatzleistungen, um ihre Wettbewerbsposition zu verbessern. Das zeigt eine Studie des Managementberatungs-, Technologie- und Outsourcing-Dienstleisters Accenture und der Universitäten Mannheim und Bayreuth.

"Die Kassen wollen verhindern, dass mehr Geringverdiener zu ihnen wechseln als heute, um in den Genuss von Beitragsrückzahlungen zu kommen", sagt Prof. Eberhard Wille, Experte für Gesundheitswesen an der Universität Mannheim und Mitautor der Studie. Geringverdiener gelten als wirtschaftlich unattraktive Versicherte, da sie statistisch ein höheres Krankheitsrisiko haben.

Service und Zusatzleistungen für bessere Wettbewerbsposition

Sieben von zehn Kassen investieren überschüssiges Geld lieber in zusätzliche Leistungen wie zum Beispiel Vorsorgeprogramme. Denn mehr Service sei entscheidend für die zukünftige Wettbewerbsposition, so zwei Drittel der Befragten.

"Die Kassen müssen Leistungen und Service zukünftig besser auf die Versicherten zuschneiden und klarer vermarkten, um Kunden zu halten und zu gewinnen", sagt Justin Rautenberg, Geschäftsführer im Bereich Gesundheitswesen bei Accenture.

Doch nicht nur die Leistungen, sondern auch Zusatzbeiträge werden die Entscheidung eines Versicherten für oder gegen eine Kasse beeinflussen. Gesetzliche Kassen müssen zusätzliche Beiträge erheben, sollte ihnen die Reform weniger Mittel bescheren als benötigt. Versicherte mit höheren Einkommen kommen da besser weg: Die Hälfte der Befragten wollen die Beiträge als Pauschale erheben statt prozentual vom Einkommen.

Private fürchten um ihr Geschäft

Und die Auswirkungen der Gesundheitsreform auf die privaten Kassen? Der Wettbewerb mit den Gesetzlichen wird härter. Diese dürfen seit dem 1. April 2007 Tarife für privatärztliche Leistungen anbieten. Dadurch sehen neun von zehn Private ihr Geschäft bedroht. Auch jede zweite gesetzliche Kasse glaubt, die Privaten gingen insgesamt geschwächt aus der Gesundheitsreform hervor.

"Das Geschäftsfeld der privaten Krankenversicherungen wird nach und nach eingeschränkt, doch sie reagieren unentschlossen", sagt Prof. Volker Ulrich, Gesundheitsökonom an der Universität Bayreuth und einer der Studienautoren. "Kaum ein Versicherer plant, neue Zielgruppen anzusprechen oder Geschäft im Ausland zu machen."

Hälfte der Gesetzlichen befürwortet Ende des zweigeteilten Kassensystems

Das von der Politik diskutierte Szenario, das zweigeteilte Krankenversicherungssystem aufzuheben, begrüßt jede zweite gesetzliche Krankenkasse. Sie könnten so ihr Geschäft erweitern. Aber nur eine von 15 befragten Privaten kann sich vorstellen, dass sowohl gesetzliche als auch private Kassen solidarische Grundversorgung und private Zusatzversicherungen anbieten.

Viele chronisch Kranke werden interessante Kunden für GKV

Ab 2009 erhalten die gesetzlichen Kassen mehr Geld für Versicherte mit bestimmten chronischen Leiden, in Form einer Pauschale. Den Kassen bleibt ein Plus, wenn sie die tatsächlichen Behandlungskosten senken, indem sie zum Beispiel günstige Bedingungen mit Kliniken und Pharma-Unternehmen für die eigenen Versicherten aushandeln. Mehr als zwei Drittel der Befragten bezeichnen den Umgang mit solchen Vereinbarungen als wichtige Herausforderung, sechs von zehn wollen sich zukünftig besonders auf diese chronisch Kranken konzentrieren.

Über die Studie

Die Studie "Fokus Krankenversicherungsmarkt" beruht auf den Angaben von 56 gesetzlichen und 15 privaten Krankenkassen. Sie ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit von Accenture und der Universitäten Bayreuth und Mannheim.

Quelle: Accenture

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