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Archäologen im Elsass: Bronzedolch und Auerochsenknochen ausgegraben

Archivmeldung vom 23.08.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.08.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Die in Lutter gefundene frühbronzezeitliche (um 1800 v. Chr.), rund 10 Zentimeter lange Bronzedolchklinge. (Foto: IPNA)
Die in Lutter gefundene frühbronzezeitliche (um 1800 v. Chr.), rund 10 Zentimeter lange Bronzedolchklinge. (Foto: IPNA)

In einer Höhle im elsässischen Lutter haben Archäologen aus Basel und Strassburg einen fast 4000 Jahre alten Bronzedolch und den Knochen eines Auerochsen gefunden. Der Unterstand wurde seit der Steinzeit während rund 10'000 Jahren regelmässig als Siedlungsstelle genutzt, lautet eine Erkenntnis aus der Grabung. Die Forschenden interessierten sich vor allem für den Übergang von den letzten nomadisierenden Wildbeutern zu den ersten sesshaften Bauern in der Region.

Seit 2005 wird das Abri Saint-Joseph in Lutter vom Institut für Prähistorische und Naturwissenschaftliche Archäologie der Universität Basel und dem Maison interuniversitaire des sciences de l’Homme-Alsace der Universität Strassburg wissenschaftlich untersucht. Gefunden wurden hauptsächlich Schichten aus der Mittelsteinzeit (8500–5500 v. Chr.) und der Jungsteinzeit (5500–2200 v. Chr.). Diese waren von weniger mächtigen Schichten aus der Bronzezeit (2200–800 v. Chr.), der späten Eisenzeit (400–50 v. Chr.) und der römischen Epoche (50 v. Chr.–450 n. Chr.) überdeckt. Somit wurde dieser Fundplatz rund 10’000 Jahre lang immer wieder genutzt, meist wohl aber nur für kurzzeitige Aufenthalte.

Bei einer Tiefensondierung trafen die Archäologen dieses Jahr auf spätglazialen Kalkfrostschutt (über 12'000 v. Chr.), was vermuten lässt, dass unter den mittelsteinzeitlichen Schichten keine älteren Siedlungsspuren mehr vorhanden sind. Da bei der Erforschung der Übergangszeit zwischen Wildbeutern und Bauern vor allem Erkenntnisse zur Subsistenzwirtschaft von Interesse sind, wurden die Sedimente aus der Mittel- und Jungsteinzeit mit Hilfe von Wasser und Sieben unterschiedlicher Maschenweite gesiebt (geschlämmt), um die organischen Reste wie kleine Tierknochen und verkohlte Pflanzenteile zu bergen.

Am reichhaltigsten erwiesen sich die mittelsteinzeitlichen Schichten, die neben gut erhaltenen Wildtierknochen auch Reste von gesammelten Haselnüssen erbrachten. Während der jungsteinzeitlichen Bauernkulturen diente das Abri offenbar Jägern für die Pelztierjagd. Botanische Reste sind ebenfalls spärlich vorhanden; neben den Haselnüssen fanden die Forschenden auch Getreide, das wohl als Proviant mitgebracht wurde.

Grabung abgeschlossen

Zum Abschluss der Grabungen wurde mithilfe eines kleinen Baggers ein Suchschnitt durch die dem Abri vorgelagerte Böschung gelegt. Damit wollten die Archäologen die Ausdehnung der Fundschichten bestimmen und zusätzliche Hinweise zu den Schichtbildungsprozessen gewinnen. Dabei kamen das untere Ende des Mittelhandknochens eines Auerochsen (Bos primigenius prim.) sowie die vollständige Klinge eines Bronzedolchs aus der frühen Bronzezeit zum Vorschein. Ob der Knochen wie vermutet aus der Jungsteinzeit stammt, wird noch mittels Radiokarbondatierung (14C) überprüft. Zusätzlich wird dieses Relikt eines Wildrinds auch genetisch untersucht, um Hinweise auf die lokale Präsenz dieser 1627 ausgestorbenen Wildtierart zu erhalten. Der Bronzedolch könnte entweder mit einer Bestattung in Zusammenhang stehen oder er wurde unabsichtlich verloren.

Die Ausgrabungskampagnen dauerten jeweils vier bis fünf Wochen im Jahr und dienten angehenden Archäologinnen und Archäologen als Lehrgrabung. Die Auswertungen der vielfältigen und grossen Datenmenge dieser überregional bedeutsamen Fundstelle laufen nun an. Geplant ist eine Präsentation erster Ergebnisse in einer kleinen Ausstellung im Herbst 2012 in Lutter. Die Fundstelle wurde nicht ganz ausgegraben, sodass für zukünftige Forschungen noch genügend archäologische Substanz vorhanden ist.

Quelle: Universität Basel

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