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Hamburg: Holocaust-Überlebende treffen sich mit Enkel von Nazi-Verbrecher

Archivmeldung vom 26.08.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.08.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Handschlag: Festigkeit ist Indiz für Hirngesundheit.
Handschlag: Festigkeit ist Indiz für Hirngesundheit.

Bild: pixelio.de, joakant

Die Eheleute Ivar und Dagmar Buterfas-Frankenthal, die als Kinder den Holocaust überlebten, haben sich mit dem Enkel eines Nazi-Verbrechers getroffen. Das erzählen die beiden in den Hamburg-Seiten der Wochenzeitung DIE ZEIT. Der Enkel, der sich nicht öffentlich äußern möchte und dessen Name daher nicht genannt wird, hatte einen Brief an das Ehepaar geschrieben und den Besuch vorgeschlagen.

Er habe zunächst gedacht: "So einen lässt du doch nicht in dein Haus!", sagt Ivar Buterfas-Frankenthal. Aber dann habe er etwas anderes empfunden: "Das kann eine Begegnung werden, die ein Zeichen setzt. Ich bin seit 30 Jahren unterwegs und spreche zu jungen Menschen, um sie vor Rassenhass und Ausländerfeindlichkeit zu warnen. Wie kann ich denn da Rachegelüste haben? Das wäre doch ein Widerspruch. Für mich war Versöhnung immer Ziel Nummer eins."

Ivar Buterfas-Frankenthal verlor 17 Familienmitglieder im Holocaust, seine Frau ihren Vater. Der Rest ihrer Familie, bis auf ihre Mutter, verbrannte im Dresdener Feuersturm. Die beiden hatten sich von dem Gespräch "ein offenes Wort" erhofft. Und Antwort auf die Frage, "wie er zu seinem Großvater und dessen Taten steht", sagt Ivar Buterfas-Frankenthal. Hinterher waren sie enttäuscht. "Es war nicht unbedingt das Gespräch, das in die Tiefe ging und sich mit den Verbrechen seines Großvaters auseinandersetzte", sagt Buterfas-Frankenthal. Er sagt aber auch, dass der Enkel des Nazi-Verbrechers "Größe gezeigt" habe mit dem Besuch. "Das muss man so sehen." Seine Frau Dagmar teilt diese Meinung nicht.

Sie habe sich "tief erschüttert" gefühlt, sagt sie. "Abends bin ich ins Bett gegangen und habe gedacht, mein Vater hätte bestimmt gesagt: Daggi, warum tust du das? Ein bisschen habe ich mich wie eine Verräterin gefühlt." Sie hätte sich mehr Verständnis gewünscht. "Oder dass er gesagt hätte: Ich kann nichts dafür, aber ich möchte mich für meinen Großvater entschuldigen." Die Eheleute sprechen seit dem Besuch jeden Tag über das Treffen. "Wie kann ich einen Hass haben auf diesen Mann, auf diesen Enkel? Der war nicht die Bohne an diesen Verbrechen beteiligt. Wie kann ich das?", fragt Ivar Buterfas-Frankenthal. "Sollst du ja gar nicht", antwortet seine Frau. "Ich ärgere mich einfach über die ganze Sache." Auf die Frage, ob sie den Mann wieder einladen würden, sagt er zum Abschluss: "Schwierige Frage", und sie: "Ich nicht."

Quelle: DIE ZEIT (ots)


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