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Ex-DDR-Postminister: Stasi hat Westpakete systematisch geplündert

Archivmeldung vom 03.12.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.12.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Flagge der Deutschen Demokratischen Republik (DDR)
Flagge der Deutschen Demokratischen Republik (DDR)

Lizenz: Public domain
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Seit 1972 wurden in der DDR Westpakete systematisch ausgeraubt. Das berichtet der letzte DDR-Minister für Post- und Fernmeldewesen aus der de Maizière-Regierung, Hans-Jürgen Niehof, im Gespräch mit dem MDR-Magazin "Umschau". Geplündert wurden nach Auskunft von Niehof nicht nur Irrläufer, die nicht zugestellt werden konnten, sondern auch korrekt beschriftete Pakete, die von der Stasi als unzustellbar deklariert wurden.

Nach Dokumenten aus der Behörde des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen (BStU) waren es mehrere hunderttausend Pakete pro Jahr, die der Staat bestohlen hat. Aufzeichnungen der Staatssicherheit belegen, dass der Geheimdienst allein in den letzten vier Jahren der DDR 32 Millionen D-Mark Bargeld und Waren im Wert von 10 Millionen Mark der DDR aus den Paketen entnommen hat. "Was man aus den Paketen irgendwie gebrauchen konnte, wurde entweder zur Devisenerbringung zugeführt oder es fand sich in der Waldsiedlung bei den Politbonzen in Wandlitz wieder", erzählt Niehof. Er berichtet, dass mittlere und höhere Führungskräfte die Waren aus den Paketen im Kurs 1:1 kaufen konnten. Dafür gab es die Möglichkeit in bestimmten Geschäften und im geheimen Zentrallager der Staatssicherheit in Freienbrink. In dem Ort bei Berlin fand auch die Paketkontrolle statt.

Bereits ab 1967 wurden viele Westpakete durchleuchtet und deren Inhalte durch die staatlichen Organe verwertet, allerdings noch nicht systematisch. Zwar garantierte die DDR-Verfassung das Postgeheimnis, doch es gab Ausnahmen. "Wenn es die Sicherheit des sozialistischen Staates erforderte, durften auch Sendungen kontrolliert werden", so Niehof. Unter dem Vorwand, die DDR vor Staatsfeinden und Hetze aus dem Westen zu schützen, habe die Stasi dann die Ausnahmen zur Regel gemacht, so der Ex-Minister.

Hans-Jürgen Niehof wurde nach der Volkskammerwahl im März 1990 ins DDR-Ministerium für Post- und Fernmeldewesen berufen und war dort stellvertretender Minister. Nach dem Rücktritt seines Vorgesetzten im August 1990 wurde er zum geschäftsführenden Minister ernannt und war bis zum 3. Oktober 1990 im Amt. Vor 1989 war er Fernmeldetechniker bei der Deutschen Post.

"Umschau", dienstags, 20.15 Uhr, MDR-Fernsehen mdr.de/umschau | facebook.com/mdrumschau

Quelle: MDR Exklusiv-Meldung (ots)

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