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Triathletin Sophia Saller im Interview: "Während ich promoviere, werde ich mehr Zeit für den Sport haben"

Archivmeldung vom 22.07.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.07.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Sophia Saller beim U23-WM-Sieg 2014. Bild: privat - Stiftung Deutsche Sporthilfe
Sophia Saller beim U23-WM-Sieg 2014. Bild: privat - Stiftung Deutsche Sporthilfe

Sophia Saller wurde im August 2014 Triathlon-Weltmeisterin in der Altersklasse U23. Bei den Elite Europameisterschaften gewann sie darüber hinaus im vergangenen Jahr die Silbermedaille sowohl mit der Mannschaft als auch im Einzel. Parallel zum Spitzensport studiert die gebürtige Münchnerin Mathematik an der Universität Oxford in England. 2014 schloss sie ihr Bachelor-Studium mit der Note 1 ab, studierte anschließend im Masterstudiengang weiter und legte im Juni erfolgreich ihre letzte Masterprüfung ab - ebenfalls mit Auszeichnung: "First-Class Honours".

Am Samstag bist Du beim "Feuer und Flamme World Triathlon" in Hamburg Neunundzwanzigste geworden. Wie lief es auf der Sprintdistanz für Dich?

Mit dem Rennen bin ich nicht so ganz zufrieden. Da ich das Springen auf's Rad nicht gut hinbekommen habe, habe ich dort schon die paar Sekunden verloren, die mir am Ende auf die Gruppe vor mir gefehlt haben. Und beim Laufen lief es dann auch nicht so rund - die Beine waren noch etwas zu müde vom Training der letzten Wochen. Aber das wird wieder.

Du bist letztes Jahr als 20-Jährige U23-Weltmeisterin geworden, hast den Bachelor und jetzt auch den Master in Mathematik mit 21 Jahren an einer der besten Universitäten der Welt mit Auszeichnung abgeschlossen - wie schaffst Du bei der Doppelbelastung diese Spitzenleistungen in beiden Bereichen?

Als ich 2011 einen Studienplatz in Oxford angeboten bekommen habe, hat mein damaliger Trainer gesagt, ich müsse mich nun zwischen Triathlon und Studium entscheiden. Doch ich wollte zeigen, dass es möglich ist, Studium und Sport erfolgreich zu verbinden. Ich sehe mein Studium und den Triathlon nicht als Doppelbelastung. Die Kombination aus sportlicher und akademischer Herausforderung hält mich ausgeglichen und ist für mich zugleich Grundlage des Erfolgs. Der Sport hilft mir, um meinen Kopf vom Studium freizubekommen. Bei meiner Masterarbeit fehlte mir noch ein Beweis, ich bin einfach nicht auf die Lösung gekommen. Dann, bei einer lockeren Schwimmeinheit, ist es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen gefallen. Da bin ich kurz an den Beckenrand, habe die Lösung in mein Handy eingetippt und konnte dann konzentriert weiter schwimmen. Auf der anderen Seite hilft mir mein Studium, mich immer wieder mal vom Triathlon zurückzuziehen - und verhindert so, dass ich mich zu sehr unter Druck setze.

Wie sehen denn Deine Tage in Oxford aus?

In der Regel gehe ich morgens um 7:00 Uhr schwimmen, vormittags dann zu den Vorlesungen und Seminaren, anschließend Laufen oder Radfahren. Mittags gönne ich mir manchmal eine halbe Stunde zum Abschalten, nachmittags ist dann wieder Lernen oder Training dran. Abends koche ich gerne gemeinsam mit meinem Freund und nach dem Essen lerne ich meistens nochmal. In meinem Studium, das in England ja als Trimester mit drei mal acht Wochen angelegt ist, besteht in den meisten Kursen Anwesenheitspflicht. Aber auch beispielsweise in den Vorlesungen herrscht ein so hohes Tempo, dass es ohne Präsenz extrem schwierig ist, den Stoff nachzuholen.

Hört sich bei diesem Rhythmus schwierig an, noch anderes und schon gar nicht größere Wettkampfreisen ins Ausland unterzubringen?

Es ist teilweise sehr schwierig. Ein Beispiel ist die Elite Europameisterschaft in Kitzbühel letztes Jahr, die am Tag nach meinem letzten Bachelor-Examen in Oxford stattfand. Ich war kurz davor, meine Teilnahme abzusagen, aber dann hat sich Dank Familie und Trainer doch ein Weg gefunden, rechtzeitig an der Startlinie zu stehen. Es war mein erstes Rennen über die Olympische Distanz. Und etwas mehr als 24 Stunden nachdem ich in Oxford den Prüfungssaal verlassen habe, stand ich in Kitzbühel als Silbermedaillengewinnerin auf dem Podest. An Trainingslagern der Nationalmannschaft konnte ich meistens nicht teilnehmen, da sie in die Zeit gefallen sind, in der ich an der Uni anwesend sein musste. Das ändert sich jetzt jedoch hoffentlich.

Weil Du jetzt Vollzeit-Triathletin wirst, nachdem Du Dein Studium abgeschlossen hast?

Vom Sport allein kann ich nicht glücklich werden, ich brauche etwas für den Kopf. Das habe ich im ersten Studienjahr während der Sommerpause gemerkt, als ich nur trainiert habe. Da habe ich mir zu viele Gedanken über den Sport und Wettkämpfe gemacht, da ging dann ein wenig die Freude am Triathlon verloren. Auf der anderen Seite möchte ich Triathlon aber unbedingt weiter machen, sodass auch ein Vollzeitjob nicht in Frage kommt. Deshalb habe ich mich für ein "postgraduate"-Studium zum Erwerb eines "Doctor of Philosophy in Mathematics" in Oxford beworben. Vor einigen Wochen bekam ich dann die Zusage für einen der wenigen begehrten Plätze und werde so im Oktober mein Studium damit fortsetzen. Der Vorteil im Vergleich zum bisherigen Studium ist, dass ich bei meinem Fach nicht ans Labor gebunden bin, auch Vorlesungen fallen weg, sodass ich weniger in Oxford vor Ort sein muss. So verrückt, wie das für Außenstehende vielleicht klingt: Während ich promoviere, werde ich etwas mehr Zeit für den Sport haben. Es ist die cleverste Lösung, um beides zu verbinden.

Was sind Deine sportlichen Ziele für die nächste Zeit?

Als nächstes steht Anfang August in Rio de Janeiro der Olympia-Test-Event an, gleichzeitig eine Möglichkeit für die direkte Olympia-Quali. Da mache ich mir aber keinen Druck, ich gehe das gelassen an. Für eine Triathletin bin ich noch ziemlich jung, 2020 bin ich in einem guten Alter. Ich habe ja erst fünf Rennen in der Weltserie mitgemacht, da kann ich noch viel lernen. Deshalb ist es erst einmal mein Ziel, mich dort stärker zu etablieren, konstanter vorne mit dabei zu sein. Ich will mich Tag für Tag und Jahr für Jahr verbessern - und dabei den Spaß am Sport nicht verlieren.

Bewerbungs-Video von Sophia Saller zur Wahl zum Sport-Stipendiat des Jahres:

Steckbrief Sophia Saller (* 20. März 1994 in München) Sportart: Triathlon Wohnort: Oxford & London Verein: SC Delphin Ingolstadt / TV 1848 Erlangen Kiwami Team (1. Bundesliga) Größte Erfolge: U23-Weltmeisterin 2014, EM-Zweite im Einzel und Team 2014 Studium: Mathematik Universität: Universität Oxford

Die Deutsche Bank unterstützt im Rahmen der Sporthilfe-Förderung studierende Spitzenathleten mit 400 Euro im Monat. Aktuell profitieren rund 400 Sporthilfe-geförderte Athleten vom Programm, das mit dem dritten Semester einsetzt und mit einem Zeitbonus über die Regelstudienzeit hinaus gewährt wird. Die besonderen Leistungen der studierenden Athleten sollen mit der Wahl zum Sport-Stipendiat des Jahres zusätzlich herausgestellt und gewürdigt werden. Der Preisträger erhält für 1 ½ Jahre von der Deutschen Bank den doppelten Stipendiumsbetrag von 800 Euro pro Monat. Die weiteren vier Finalisten erhalten für den gleichen Zeitraum eine Zusatzförderung in Höhe von 200 Euro.

Diese Sporthilfe-Athleten stehen zur Wahl: Aline Focken (Ringen), Laura Grasemann (Ski Freestyle), Maximilian Hartung (Fechten), Sophia Saller (Triathlon) und Maike Naomi Schnittger (Schwimmen; paralympisch). Bis zum 23. August kann jeder unter www.sportstipendiat.de den Nachfolger von Malaika Mihambo, Weitspringerin und Sport-Stipendiatin 2014, wählen. Unter allen Teilnehmern des Online-Votings wird eine Deutsche Bank SparCard mit einem Guthaben von 500 Euro verlost. Die feierliche Preisverleihung findet am 22. September 2015 in der Deutschen Bank in Berlin statt.

Quelle: Stiftung Deutsche Sporthilfe (ots)

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