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Gemeinwohl-Ökonom Helmut Lind: "Wir stehen am Sterbebett des Kapitalismus" Deutscher Medienkongress 2020

Archivmeldung vom 17.12.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.12.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Die Kapitalismus-Pyramide oder auch Herrschaftspyramide die typischerweise verwendet wird.
Die Kapitalismus-Pyramide oder auch Herrschaftspyramide die typischerweise verwendet wird.

Bild: Unbekannt / Eigenes Werk

Helmut Lind, Vorstandsvorsitzender der Sparda-Bank München, wird beim 12. Deutschen Medienkongress über "werteorientiertes Miteinander als Leitbild der Zukunft" referieren. Die Fachzeitung HORIZONT hat bereits vor dem Kongress mit ihm über die Entwicklung von Banken und das Wirtschaftssystem im Allgemeinen gesprochen.

Dabei machte Lind klar: "Konventionelle Banken, wenn sie keinen gesamtgesellschaftlichen Verantwortungskontext haben, werden mit der Zeit keinen Bestand haben. Man kann sie leicht durch digitale Angebote ersetzen. Banken, die authentisch Sinn vermitteln können, haben mehr Chancen als noch vor 20 Jahren."

Die Sparda-Bank München arbeitet seit 2011 nach den Grundsätzen der Gemeinwohlökonomie. Sie lassen sich nach den vier Kriterien Menschenwürde, Solidarität & Gerechtigkeit, Ökologische Nachhaltigkeit sowie Transparenz & Mitentscheidung testieren. "Die Neuausrichtung schlägt sich nicht direkt in der Gewinn- und Verlustrechnung nieder", sagt Lind. "Aber wir gewinnen mit diesem Thema zunehmend neue Kunden. Aus internen Statistiken wissen wir, dass sich an manchen Geschäftsstellenstandorten jeder fünfte Neukunde für uns entscheidet, weil wir ein Gemeinwohlökonomie-Unternehmen sind. Das Prinzip ist für viele die Antwort auf die krisenhaften Entwicklungen der Gegenwart."

Diese Entwicklung war nicht von Anfang an abzusehen. Zu Beginn hatte Lind "viele schlaflose Nächte". "Viele Mitarbeiter haben mich damals auch gewarnt. Wer gegen den Mainstream bestimmte Dinge tut, wird immer mit Ängsten, Irritationen oder Ohnmachtsgefühlen konfrontiert. Aber da muss man eben durch. Heute ist unsere Positionierung sowohl bei den Mitarbeitern als auch bei den Kunden erfolgreich verankert", resümiert er.

Im Interview mit HORIZONT erklärt Lind zudem, dass er die kapitalistische Wirtschaftsordnung generell in der Krise sieht: "Die soziale Marktwirtschaft existiert nur noch auf dem Papier. Das Geld steht über der Menschenwürde, die Gier über der Tugend. Wir erleben eine EZB-Politik, die eher einer Planwirtschaft gleicht, alles wird von oben festgesetzt. Wir stehen am Sterbebett des Kapitalismus."

Quelle: HORIZONT (ots)

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