Wachsende Kritik in der Union am milliardenschweren Sondervermögen
In der CDU/CSU-Fraktion wächst nach den jüngsten Beschlüssen der Ministerpräsidentenkonferenz die Kritik am Umgang mit den Milliarden des Sondervermögens Infrastruktur. "Eine Verteilung nach politischer Durchsetzungskraft, Parteiproporz und regionalen Kriterien halte ich für falsch", sagte der ehemalige Fraktionsvorsitzende Ralph Brinkhaus der "Welt" nach dem Treffen der Länderchefs mit dem Kanzler am Mittwoch. Das Sondervermögen an sich sei kritisch genug.
"Wenn man es macht, dann muss man im ersten Schritt den
Investitionsbedarf genau analysieren, Projekte definieren und sie dann
priorisieren", sagte Brinkhaus, der heute digitalpolitischer Sprecher
der Unionsfraktion ist. Im Sinne eines modernen, handlungsfähigen
Staates sei ein ziel- und wirkungsorientierter Einsatz der Mittel
unerlässlich.
Bei dem Treffen hatten sich die Ministerpräsidenten
und der Kanzler unter anderem darauf verständigt, dass die Länder die
100 Milliarden Euro, die ihnen aus dem
500-Milliarden-Euro-Sondervermögen zugesagt wurden, pauschal zugeteilt
werden. Sie müssen nicht für jedes einzelne Infrastrukturprojekt die
Genehmigung des Bundes einholen. Auch der Verwendungszweck wurde
erweitert. Die Mittel können laut Beschluss auch in Bereiche wie "Sport,
Kultur, Innere Sicherheit, Wasserwirtschaft und Wohnungsbau" fließen.
Der
Haushaltspolitiker Yannick Bury (CDU), der der Jungen Gruppe der
Fraktion angehört, fordert deshalb beim Umgang mit den Milliarden eine
eindeutige Definition, welche Ausgaben überhaupt unter
Infrastrukturinvestitionen fallen. "Wir brauchen eine klarere Abgrenzung
des Investitionsbegriffs, statt ihn immer weiter zu fassen", sagte er
der "Welt". Aktuell bestehe die Gefahr, dass über das Sondervermögen
auch Aufgaben, die eigentlich zu den Kernaufgaben von Bund und Ländern
zählen, aus diesem Schuldentopf finanziert werden.
Quelle: dts Nachrichtenagentur