Grüne werfen Dobrindt "verantwortungslose Arbeitsverweigerung" vor
Die Grünen werfen der Bundesregierung Versäumnisse in der Sicherheitspolitik vor. Innenminister Alexander Dobrindt (CSU) betreibe "verantwortungslose Arbeitsverweigerung", heißt es in einem Papier, das die Fraktionsspitze bei ihrer Klausur am Dienstag beschließen will und über das die "Süddeutsche Zeitung" berichtet.
Dobrindt lasse wichtige Positionen wie die Spitze des Bundesamts für
Verfassungsschutz seit Monaten unbesetzt und entwickle "weder ein
effektives Konzept gegen Drohnenspionage noch gegen andere
Einflussoperationen", kritisieren die Grünen.
Auf ihrer
Fraktionsklausur wollen die Grünen nun eine eigene "Sicherheitsoffensive
gegen hybride Bedrohungen" präsentieren. "Wir brauchen ein zentrales
und laufend aktualisiertes Gesamtlagebild zu hybriden Bedrohungen in
Deutschland", heißt es in dem Papier. Ziel sei die Einrichtung eines
"Zentrums für strategische Vorausschau", das Risiken früh erkennen und
Schäden verhindern soll. Zudem drängt die Fraktion auf eine engere
Kooperation europäischer Nachrichtendienste. Analog zum
Geheimdienstverbund "Five Eyes", dem die USA, Großbritannien, Kanada,
Australien und Neuseeland angehören, müssten "Euro Eyes" vorangetrieben
werden.
Betreiber kritischer Infrastrukturen wie Strom- oder
Telekom-Netze sollten per Gesetz zum besseren Schutz ihrer Anlagen
verpflichtet werden. Die Grünen schlagen auch eine Grundgesetz-Änderung
vor. So sollten Länderaufgaben wie die Drohnenabwehr über zivilen
Anlagen zu Gemeinschaftsaufgaben von Bund und Ländern werden. Mehr Geld
fließen soll in die Modernisierung von THW und Feuerwehren, die im
Krisen- und Kriegsfall die Bevölkerung schützen müssten. Die Regierung
müsse "die Kommunen bei der Sanierung, Neubau oder Erweiterung von
mindestens 250 THW-Ortsverbänden und bei der Modernisierung von 2.000
Feuerwehrhäusern pro Jahr unterstützen", heißt es in dem Papier weiter.
Schwarz-Rot
agiere angesichts hybrider Bedrohungen "viel zu zögerlich", warnt
Fraktionsvizechef Konstantin von Notz, der auch dem Parlamentarischen
Kontrollgremium für die Geheimdienste angehört. Dabei könnten gezielte
Angriffe auf kritische Infrastruktur "die Heizung im Winter lahmlegen,
unsere Kommunikationsnetze unterbrechen oder die Trinkwasserversorgung
beeinträchtigen". Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) habe ein
"altbackenes Sicherheitsverständnis aus dem letzten Jahrhundert" und
übersehe, "dass Sicherheit eben nicht nur aus der notwendigen
Ertüchtigung der Bundeswehr besteht", mahnt auch Sicherheitspolitikerin
Agnieszka Brugger.