DGB kritisiert hohe Mietkosten für Azubis
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat vor Beginn des neuen Ausbildungsjahrs vor einer finanziellen Überlastung der jungen Azubis bei den Kosten fürs Wohnen gewarnt. "Wer eine Ausbildung beginnt, braucht nicht nur einen guten Ausbildungsbetrieb, sondern auch ein Dach über dem Kopf - und zwar zu einem Preis, den Auszubildene sich leisten können", sagte DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
"Doch vielerorts fressen Miete und Nebenkosten fast die gesamte Ausbildungsvergütung auf"
Körzell
stützt seine Aussage auf eine erst kürzlich veröffentlichte Studie des
Moses-Mendelssohn-Instituts. Demnach liegt die durchschnittliche Miete
für ein WG-Zimmer in deutschen Hochschulstädten bei 493 Euro.
Auszubildene, die in diesen Wochen ihre Ausbildung beginnen, erhalten
dem DGB zufolge jedoch lediglich eine gesetzlich festgelegte
Mindestvergütung von 682 Euro brutto.
Für Auszubildende, die
nicht mehr im Elternhaus leben, werde es daher am Ende des Monats oft
eng, so der Gewerkschaftsbund: Schon der DGB-Ausbildungsreport 2020 habe
gezeigt, dass Auszubildende, die in eigenen vier Wänden leben, deutlich
häufiger auf zusätzliches Einkommen aus einem Nebenjob oder staatliche
Leistungen wie die Berufsausbildungsbeihilfe angewiesen seien. Seitdem
seien Mietpreise und Lebenshaltungskosten deutlich gestiegen, hieß es
vom DGB.
Die Entwicklung könne laut Gewerkschaft Folgen haben für
Regionen mit besonders angespanntem Wohnungsmarkt. Junge Menschen
würden möglicherweise davor zurückschrecken, dort eine Lehre zu beginnen
- nicht aus mangelndem Interesse, sondern weil sie keinen bezahlbaren
Wohnraum fänden. DGB-Vorstand Körzell fordert nun die neue
Bundesregierung zum Handeln auf. "Um den schnellen und gezielten Ausbau
von Wohnheimen für Auszubildende zu fördern, sollte der Bund
schnellstens die im Koalitionsvertrag vorgesehene Bundeskompetenzstelle
Azubi-Wohnen einrichten", sagte er.
Die Bundeskompetenzstelle
soll kommunale Wohnungsunternehmen, kommunale Verwaltungen, Träger der
Jugendhilfe, Jugendverbände und gemeinnützige Wohnungsunternehmen
vernetzen und dabei unterstützen, bezahlbaren und mitbestimmten Wohnraum
für Auszubildende zu schaffen. Der Bund hatte grundsätzlich auch
geplant, die Fördergelder im Programm "Junges Wohnen" von 500 Millionen
auf 1 Milliarde Euro pro Jahr erhöhen, um mehr Wohnheimplätze für junge
Menschen zu schaffen. Laut DGB würden diese Mittel aktuell jedoch
überwiegend Trägern des studentischen Wohnens, zum Beispiel
Studentenwerke, genutzt. Für Auszubildende fehlten schlicht
vergleichbare Strukturen, beklagte der Gewerkschaftsbund.
Quelle: dts Nachrichtenagentur