Bundeskanzler beim BND: Täglich Angriffe auf Infrastruktur
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat bei seinem Besuch beim Bundesnachrichtendienst (BND) dramatische Worte für die aktuelle Sicherheitslage gefunden. "Selten in der bundesrepublikanischen Geschichte war die sicherheitspolitische Lage so ernst", sagte Merz am Donnerstag laut Redetext anlässlich der Amtsübergabe an den neuen BND-Chef Martin Jäger.
Der Kanzler weiter: "Wir wehren in Deutschland inzwischen täglich
hybride Angriffe gegen unsere Infrastruktur ab: Sabotageakte, Spionage,
Desinformationskampagnen." Deutschland habe wieder "Systemrivalen und
Gegner - und sie gehen immer aggressiver vor". Es sei deshalb die
wichtigste Aufgabe dieser Bundesregierung, "neue Grundlagen für ein
sicheres, souveränes Deutschland zu schaffen".
Das setze einen
"außen- und sicherheitspolitischen Paradigmenwechsel voraus", so Merz.
Dazu gehörten die Einrichtung eines Nationalen Sicherheitsrats, aber
auch die Bereichsausnahme bei der Schuldenbremse für Ausgaben im Bereich
der Verteidigung und der Sicherheitspolitik. "Wir werden diese Mittel
auch einsetzen zur besseren Ausrüstung unserer Nachrichtendienste", so
der Kanzler. "Und wir werden zusätzlich bessere rechtliche
Rahmenbedingungen für die Nachrichtendienste schaffen, indem wir die
lange überfällige Novelle des Rechts der Nachrichtendienste auf den Weg
bringen."
Das seien Weichenstellungen, mit denen man das
Potential des BND "in den nächsten Jahren noch einmal gezielter
ausschöpfen" könne. Im Moment handele man "in vielerlei Hinsicht in
einen Raum der größten Ungewissheit hinein". Stattdessen brauche es "den
Wissensvorsprung, den nur ein gut aufgestellter ziviler, militärischer
und technischer Auslandsnachrichtendienst uns verlässlich schaffen
kann", so Merz. "Wir wollen, dass der BND nachrichtendienstlich auf dem
allerhöchsten Niveau mitspielt."
Anlass der Rede war der Wechsel
an der Spitze des deutschen Auslandsgeheimdienstes. Bruno Kahl, seit
2016 Präsident des BND wird deutscher Botschafter beim Vatikan. Sein
Nachfolger Martin Jäger kennt sich mit Krisen aus - er war zuletzt
Botschafter in Kiew, davor unter anderem auch in Afghanistan und im
Irak.
Quelle: dts Nachrichtenagentur