Ex-Verfassungsrichter Grimm drängt auf zügige Richterwahl

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Der frühere Verfassungsrichter Dieter Grimm hat Union und SPD aufgefordert, die noch ausstehende Richterwahl für das Bundesverfassungsgericht zügig durchzuführen. "Die SPD wird nach der Erfahrung mit der gescheiterten Wahl von der CDU/CSU aber höhere Gewissheit für ihre neue Kandidatin verlangen", sagte Dieter Grimm dem "Handelsblatt".
Die Union werde ihr diese im eigenen Interesse geben. "Wenn das
geschehen ist, gibt es keinen Grund zur Säumnis mehr", so Grimm. Die
Wahltermine im Richterwahlausschuss und im Plenum sollten "so rasch wie
möglich angesetzt werden". Entsprechende Gespräche zwischen Union und
SPD sind nach Grimms Vermutung "längst eingeleitet".
Die
Richterwahl im Bundestag war vor der Sommerpause geplatzt, weil Teile
der Unionsfraktion die SPD-Kandidatin Frauke Brosius-Gersdorf ablehnten.
Sie verwiesen unter anderem auf die Haltung der Kandidatin zu
Abtreibungen. Der Richterwahlausschuss hatte Brosius-Gersdorf zunächst
nominiert. Inzwischen hat die Rechtsprofessorin ihre Kandidatur
zurückgezogen. Die SPD muss nun einen neuen Vorschlag machen.
Der
ehemalige Verfassungsrichter Grimm sagte: "Die Auseinandersetzung um
die Kandidatur von Frauke Brosius-Gersdorf mit ihren Falschbehauptungen,
Verunglimpfungen und Verdächtigungen für ein Amt, in dem es um
juristische Kompetenz und die Bereitschaft zur unvoreingenommenen
Abwägung von Argumenten geht, ermuntert nicht gerade dazu, jetzt erneut
die öffentliche Debatte zu suchen."
Es seien drei
Verfassungsrichter zu wählen. "Zwei Kandidaten waren unumstritten, bei
ihrer Kandidatur sollte es bleiben", erklärte Grimm. Gemeint sind der
von CDU und CSU unterstützte Richter am Bundesarbeitsgericht, Günter
Spinner, und die von der SPD vorgeschlagene Rechtsprofessorin Ann-Katrin
Kaufhold. Für den dritten Sitz habe die SPD nach eigenem Bekunden eine
neue Kandidatin: "Für diese muss sie nun die erforderlichen Mehrheiten
zu gewinnen suchen", sagte Grimm. Es gehe um acht von zwölf Stimmen im
Richterwahlausschuss, der den förmlichen Wahlvorschlag mache, und zwei
Drittel im Bundestag.
Quelle: dts Nachrichtenagentur