Wirtschaftsweiser fürchtet deutlichen Anstieg der Sozialbeiträge
Der Wirtschaftsweise Martin Werding rechnet damit, dass die Sozialbeiträge auf 50 Prozent des Bruttoeinkommens steigen könnten. "Die aktuelle Entwicklung ist atemberaubend: Wegen der fortschreitenden demografischen Alterung hält der Aufwärtstrend ohne Reformen in den 2030er Jahren unverändert an", sagte Werding der "Rheinischen Post".
"Die Frage ist nicht, ob die Beitragssätze irgendwann 50 Prozent erreichen, sondern wann das geschieht."
Schon
2026 erwartet der Bochumer Ökonom die nächste Beitragserhöhung. "Zum
Jahresanfang haben die Krankenversicherungsbeiträge im Durchschnitt die
17-Prozent-Marke geknackt. Seither haben mehrere Kassen ihre
Zusatzbeiträge schon wieder angehoben, aktuell dürfte der Durchschnitt
bei 17,5 Prozent liegen. Die Summe aller Sozialbeiträge dürfte sich im
laufenden Jahr von 42 Prozent auf 43 Prozent erhöhen, denn auch in der
Pflegeversicherung ist zum Jahreswechsel mit einer neuerlichen Anhebung
zu rechnen."
Später könnte seiner Ansicht nach auch die
Rentenkasse betroffen sein. "2027 oder spätestens 2028 steigen auch die
Rentenbeiträge, die jetzt lange Zeit bei 18,6 Prozent konstant geblieben
sind, sprunghaft auf annähernd 20 Prozent", so Werding. "Damit ist bis
zum Ende dieser Legislaturperiode eine Abgabenbelastung von 45 Prozent
in Sicht."
Werding mahnt durchgreifende Reformen an. "Was derzeit
an Maßnahmen zur Verbesserung der Einnahmen diskutiert wird -
Anhebungen von Beitragsbemessungsgrenzen, Einbeziehung von Beamten in
die Sozialversicherungen - reicht zur Bewältigung dieser Dynamik bei
weitem nicht aus", sagte er. "Teilweise reißt es einfach Löcher an
anderer Stelle auf - etwa in den Haushalten der Länder, die die Mehrzahl
der Beamten beschäftigen."
Nötig seien "Diskussionen über die
Ausgabenentwicklung, über die Zielgenauigkeit bestehender Leistungen und
aktueller Pläne - wie der Haltelinie für das Sicherungsniveau
gesetzlicher Renten oder der Mütterrente - sowie über die Effizienz von
Gesundheitsversorgung und Pflege", so Werding.
Quelle: dts Nachrichtenagentur