Experte Masala: Merz will mit Taurus-Schweigen nur Debatte umgehen

Der Politikwissenschaftler Carlo Masala von der Universität der Bundeswehr in München glaubt, dass die neue Bundesregierung bei der angekündigten Geheimhaltung von Waffenlieferungen an die Ukraine vor allem das Ziel verfolgt, öffentlichen Streit um Taurus-Marschflugkörper zu vermeiden. "Das Argument der strategischen Ambiguität ist nur bedingt überzeugend", sagte er dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" mit Blick auf eine entsprechende Äußerung von Regierungssprecher Stefan Kornelius.
"Denn Deutschland hat bis auf Taurus und Eurofighter fast das gesamte
Spektrum an Waffen an die Ukraine geliefert. Der heutige Kanzler hat
sich als Oppositionsführer außerdem sehr klar zu Taurus-Lieferungen
bekannt. Und da ich die Lieferung von Eurofightern für ausgeschlossen
halte, bleibt nur noch die Taurus-Lieferung übrig."
Masala fügte
hinzu: "Im Übrigen tritt der Verteidigungsminister bei Taurus auf die
Bremse. Und der SPD-Vorsitzende sagt, anders als in der Ampelkoalition,
in der allein das Kanzleramt über Waffenlieferungen an die Ukraine
entschieden hat, sei das jetzt eine Entscheidung der Koalition
insgesamt. Bei der jetzt angekündigten Verschwiegenheit geht es also
wohl vor allem darum, Streit in der Koalition möglichst nicht öffentlich
auszutragen."
Der Militärexperte sagte zugleich: "Insgesamt
sollten wir das, was wir bisher geliefert haben, weiter liefern - nur
mehr davon. Es steht nämlich zu befürchten, dass die USA ab dem Sommer
gar keine Waffen mehr an die Ukraine abgeben. Das müssen wir als
Europäer ausgleichen. Und da steht Deutschland in einer besonderen
Verantwortung."
Quelle: dts Nachrichtenagentur