Ex-SPD-Chef Platzeck verteidigt Moskau-Reisen
Archivmeldung vom 19.07.2025
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer frühere SPD-Chef und brandenburgische Ex-Ministerpräsident Matthias Platzeck hat eigene Reisen nach Russland während des Ukraine-Krieges verteidigt. Beweggründe und Zweck seien gewesen, Kontakte nicht abreißen zu lassen, sagte Platzeck am Samstag dem "Tagesspiegel".
Zuvor war durch Recherchen von "Spiegel", "Frankfurter Allgemeine
Sonntagszeitung" und der russischen Oppositionsplattform "The Insider"
bekannt geworden, dass Platzeck allein seit Kriegsbeginn neun Mal nach
Russland gereist war.
"Mich bewegen Fragestellungen und Probleme,
die derzeit viele Menschen, nicht nur in unserem Land, umtreiben und
beschäftigen: Wie kann dieser grausame Krieg enden, wie soll die Welt
danach aussehen", sagte Platzeck. "Sind massive Aufrüstung und
Sicherheit gegen Russland das wirklich allein tragfähige Konzept für
unsere Zukunft? Hat der Ansatz 'Wandel durch Annäherung' wirklich für
alle Zeiten ausgedient? Gehört zu einer guten Verteidigungsfähigkeit
nicht auch eine aktive Diplomatie auf vielen Ebenen und in vielen
Spielarten, müssen nicht Fragen der Abrüstung und Rüstungskontrolle als
drängendste Probleme der näheren Zukunft behandelt werden und, und,
und."
Er habe dazu selbst "mehr Fragen als Antworten, aber
darüber eine Diskussion zu führen, ohne gleich mit Verdächtigungen und
Unterstellungen oder gar dem Holzhammer zu arbeiten, würde unserer
Gesellschaft und dem Zusammenhalt guttun", so der Sozialdemokrat.
Details
zu den Reisen und Gesprächspartnern auf russischer Seite nannte
Platzeck nicht. Er hob hervor, dass er als Privatperson handle, "ohne
irgendeinen Auftrag, ohne eine Funktion". Vermutungen, dass es bei
seinen Kontakten auch um Gaswirtschaft oder die Reaktivierung der
Nordstream Pipeline unter amerikanischer Beteiligung gehen könnte, wies
Platzeck kategorisch zurück. "Zum Thema Gaswirtschaft und Nordstream
habe ich mit niemandem geredet, weder in Russland, noch sonstwo", sagte
er. "Mir geht es nicht um wirtschaftliche oder eigenwirtschaftliche
Interessen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur