Grimm kritisiert Gastro-Rabatt und höhere Pendlerpauschale
Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm hat die Senkung der Gastro-Mehrwertsteuer und die Erhöhung der Pendlerpauschale scharf kritisiert. "Die Steuersenkungen für einzelne Interessengruppen und pendelnde Bürger laufen in die völlig falsche Richtung", sagte Grimm der "Rheinischen Post".
"Die Regierung müsste konsolidieren und ihre finanziellen Spielräume für
zukunftsorientierte Ausgaben und Reformen nutzen", so das Mitglied im
Wirtschafts-Sachverständigenrat der Bundesregierung. "Wir bewegen uns
auf dem gleichen Pfad, den auch Frankreich gegangen ist. Die neuen
Verschuldungsspielräume werden aufgebraucht, um den Bürgern und
Interessengruppen Vergünstigungen zu gewähren, die eigentlich nicht
finanzierbar sind", erklärte Grimm.
"Die strukturellen
Herausforderungen Deutschlands löst die Regierung so nicht, im
Gegenteil. Das wird sich auch in den Zustimmungswerten widerspiegeln.
Mit dieser Politik laufen wir Gefahr, in der gleichen Blockade der
Situation zu landen, in der die Franzosen schon heute sind. Die Ränder
werden erstarken, was Reformen dann unmöglich machen dürfte. Die
Regierung verspielt gerade ihre letzte Chance", warnte die Top-Ökonomin.
Kritik
an der Steuersenkung nur für Gastronomie äußerte Steuerzahlerpräsident
Reiner Holznagel. "Mit dem Gastro-Rabatt wird nur eine Branche
berücksichtigt - dabei haben auch andere Fachbereiche wie das Handwerk
große Probleme", sagte Holznagel der "Rheinischen Post".
"Es ist
grundsätzlich wichtig, das komplizierte Umsatzsteuersystem anzupacken
und dabei den Bürokratieabbau in den Vordergrund zu stellen", so der
Präsident des Bundes der Steuerzahler. Es müsse "klar und zeitgemäß
definiert" werden, was lebensnotwendig sei. Hier solle dann einheitlich
der reduzierte Steuersatz gelten. "Energie und medizinische Produkte
gehören beispielsweise dazu. Deshalb wird es Zeit für eine umfassende
Reform der Umsatzsteuer", forderte Holznagel.
Quelle: dts Nachrichtenagentur