Chefgehälter: Transparency tadelt Geheimhaltung bei Union und SPD
Nach der Zulagenerhöhung für die AfD-Führung im Bundestag hat Transparency Deutschland schärfere Regeln für die Verwendung öffentlicher Mittel durch die Bundestagsfraktionen verlangt. "Wir fordern mehr Transparenz bei allen Fraktionen und eine klare Regelung in Geschäftsordnung und Ausführungsbestimmungen", sagte Transparency-Vorstand Berthold Gries dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland".
"Gelder müssen bei zweckwidriger Verwendung auch zurückgefordert werden
können, wenn sie unzulässig ausgegeben wurden, und dafür müssen auch
Sanktionsmöglichkeiten geschaffen werden."
Es brauche "eine klare
Zuständigkeit, wer die Fraktionsfinanzierung überprüft: die
Bundestagsverwaltung als Mittel verausgabende Stelle oder der
Bundesrechnungshof", sagte der ehemalige Ministerialdirigent im
Deutschen Bundestag. "Die Einnahmen und Ausgaben der
Bundestagsfraktionen sind derzeit wie ein schwarzes Loch. Die Fraktionen
bekommen Geld und keiner kann im Detail nachvollziehen, wie sie es
ausgeben."
Transparency rief die Koalitionsfraktionen zur
Offenlegung der Zulagen für ihre Vorsitzenden auf: "Aus unserer Sicht
gibt es keine Rechtfertigung dafür, dass die Zulagen für
Fraktionsvorsitzende nicht transparent gemacht werden. Die sind
finanziert aus Steuermitteln. Das muss man offenlegen." Die Zahlen
geheim zu halten, schädige das Vertrauen in die Demokratie viel mehr als
sie zu nennen, so Gries.
Er kritisierte, dass die deutliche
Erhöhung der Zulagen in der AfD-Fraktion vor Beschluss des
Bundeshaushalts für das nächste Jahr erfolgt sei: "Es wirkt, als würde
die AfD-Fraktion die Gelegenheit nutzen, um Anspruch auf mehr zu
erheben", sagte Gries dem RND. "Es wäre ein gut gewählter Zeitpunkt für
einen solchen Vorstoß, wenn sie das bewusst gemacht hätten."
Die
Bundestagsfraktionen von CDU und SPD haben bislang nicht offengelegt,
welche Zulagen sie ihren Fraktionsvorsitzenden zahlen. Gries kritisiert
das: "Offenbar reicht in Teilen der Fraktionen von SPD und Union das
Verständnis für die Notwendigkeit von Transparenz in der Demokratie noch
nicht."
Quelle: dts Nachrichtenagentur