DGB erhebt schwere Vorwürfe gegen Regierung in Arbeitszeit-Debatte
In der Debatte über zu geringe Arbeitszeiten in Deutschland hat DGB-Chefin Yasmin Fahimi die neue Bundesregierung scharf kritisiert. "Schon heute haben wir hohe Belastungen mit unterbrochenen Tagesschichten bei Busfahrern, im Einzelhandel oder in Krankenhäusern und Pflegeheimen", sagte Fahimi der "Rheinischen Post".
Es gehe wohl eher darum, rechtlich fragwürdige Geschäftsmodelle zu
legalisieren, wie regelmäßige Zwölf-Stunden-Schichten bei
Subunternehmern im Paketdienst oder die fehlenden Ruhezeiten im Hotel-
und Gastgewerbe. "Wo mir abends die gleiche Dame das Bier ausschenkt wie
morgens den Kaffee. Deswegen reichen wir der Regierung für die Reform
des Arbeitszeitgesetzes nicht die Hand. Diese Pläne sind aus meiner
Sicht eine reine Kopfgeburt der politischen Blase in Berlin",
kritisierte die DGB-Vorsitzende.
"Wir haben bereits hochflexible
Arbeitszeiten eingeführt, aber eben immer unter Wahrung von
Gesundheitsaspekten. Leider unterliegen aber 50 Prozent der
Beschäftigten nicht mehr dem Schutz von Tarifverträgen." Sie unterstelle
der Regierung, dass es bei dem Eingriff in das Arbeitszeitgesetz nicht
darum gehe, mehr Flexibilität für Arbeitnehmer zu schaffen, sagte
Fahimi.
In der Diskussion kursierten zudem irreführende Zahlen.
"Bei Vollzeit-Beschäftigten liegen wir mit der Arbeitszeit im
EU-Durchschnitt. Tatsächlich haben wir aber eine im Ländervergleich
besonders hohe Teilzeitquote von mehr als 30 Prozent. Das liegt daran,
dass die Sorgearbeit immer noch überproportional hoch auf den Schultern
der Frauen lastet."
"Wir brauchen eine Pflegereform und mehr
Kinderbetreuungsmöglichkeiten. Auch steuerliche Anreize müssen neu
gesetzt werden: Wir brauchen eine Reform des Ehegattensplittings für
künftige Familien. Nicht Lebenspartnerschaften müssen gefördert werden,
sondern vor allem Eltern mit Kindern", forderte Fahimi.
Quelle: dts Nachrichtenagentur