Grüne werfen Merz "Wortbruch" und "fossile Nostalgie" vor
Rund 70 Tage nach Amtsantritt von Friedrich Merz ziehen die Grünen-Vorsitzenden Felix Banaszak und Franziska Brantner eine kritische Zwischenbilanz. "Nach 70 Tagen Regierung Merz ist klar: Die soziale Handschrift fehlt komplett", sagte Banaszak dem Tagesspiegel. Seine Co-Vorsitzende Brantner kritisierte: "70 Tage Merz-Regierung - und die Wirtschaft wartet weiter auf ein echtes Aufbruchsignal."
Merz hatte nach seiner Kanzlerwahl Anfang Mai angekündigt, die Stimmung
im Land werde sich bis zum Sommer verändern. Seine Regierung wolle sich
dafür nicht die traditionellen 100 Tage Zeit nehmen, sondern bereits in
70 Tagen Erfolge vorweisen können.
Die Grünen-Vorsitzenden sehen
diese Versprechen gebrochen. So habe die Regierung die Stromsteuer für
Privathaushalte nicht gesenkt, Reformen bei der Rente auf den
"Sankt-Nimmerleins-Tag" verschoben und beim Mindestlohn drohe ein
Wortbruch, sagte Banaszak.
Auch auf anderen Politikfeldern sieht
er die Koalition nicht auf Kurs. "In der Gesellschaftspolitik gibt es
keine Fortschritte - dafür einen eiskalten Kulturkampf. Wer Einbürgerung
erschwert, den Familiennachzug aussetzt und die Regenbogenflagge zur
Lachnummer macht, führt unser Land nicht zusammen, sondern spaltet",
sagte der Grünen-Vorsitzende.
Co-Chefin Brantner kritisierte den
Kurswechsel in der Wirtschaftspolitik. "Statt die Wirtschaft ins 21.
Jahrhundert zu führen, wird der Kurs der fossilen Vergangenheit
zementiert", sagte sie und erinnerte an neue Genehmigungen für
Gasbohrungen und die Subventionen für Agrardiesel. "Deutschland braucht
eine Regierung, die mit Mut in die Zukunft investiert. Stattdessen
bekommen wir fossile Nostalgie, Planlosigkeit und gebrochene
Versprechen", sagte Brantner dem Tagesspiegel.
Quelle: dts Nachrichtenagentur