Kanzlerwahl: Fischer zeigt sich besorgt über politische Stabilität
Der frühere Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) sieht die politische Stabilität Deutschlands in Gefahr. "Es roch, verdammt nochmal, sehr stark nach Weimar", als die Kanzlerwahl von Friedrich Merz am Dienstag im Bundestag gescheitert war, sagte Fischer dem "Handelsblatt" am Freitag.
"Da tritt eine große Koalition zusammen, zumindest nennt sie sich so,
aber wie wir gesehen haben, wird sie mit einer wackeligen Mehrheit
regieren müssen." Die Abstimmung habe das Ende der alten Bundesrepublik
markiert, auch wenn Merz im zweiten Wahlgang doch noch die erforderliche
Mehrheit erhielt, sagte er.
Fischer glaubt, dass die
Abgeordneten, die Merz ihre Stimme zunächst verweigert hatten, sowohl in
der SPD als auch in der Union zu finden seien. "Aber aus meiner Sicht
wiegen die Verweigerer in der Union schwerer als die möglichen
Verweigerer in der SPD-Fraktion", sagte der frühere Grünen-Politiker.
Einige Konservative seien offenbar bereit, die Einheit der Union aufs
Spiel zu setzen. "Wenn das so weitergeht, werden wir ein fundamentales -
um nicht zu sagen existenzielles - Demokratieproblem in Deutschland
bekommen."
Mit großer Sorge sieht der ehemalige Außenminister
offenbar auch die Entwicklung in den USA unter Präsident Donald Trump.
"Trumps Politik hat sehr stark den Charakter einer Selbstzerstörung",
sagte Fischer. "Die USA, geschützt durch zwei gewaltige Ozeane, ohne
einen echten Konkurrenten in ihrer Hemisphäre, weder in Nord- noch in
Südamerika, sind eigentlich von außen nicht verwundbar. Aber von innen,
wie wir jetzt sehen." Global rechnet der frühere grüne Spitzenpolitiker
mit einer längeren Phase der Instabilität, nicht zuletzt durch das
"Verschuldungsproblem" der USA. "Wenn die USA in ernsthafte Probleme
kommen, wird das weltwirtschaftliche Auswirkungen haben, die sich
gewaschen haben."
Quelle: dts Nachrichtenagentur