Union und SPD streiten über Sozialreformen
In der Debatte um Sozialreformen gibt es Uneinigkeit zwischen den Koalitionspartner Union und SPD. "Der Sozialstaat, wie wir ihn heute haben, ist mit dem, was wir volkswirtschaftlich leisten, nicht mehr finanzierbar", hatte Kanzler Friedrich Merz (CDU) am Wochenende auf einem Parteitag der CDU-Niedersachsen gesagt. Es brauche eine Neuausrichtung der Sozialpolitik.
"Unser Ziel ist ein Sozialstaat, der effektiver, digitaler und zugleich
sozial gerechter wird", sagte der Sprecher für Arbeit und Soziales der
Unionsfraktion, Marc Biadacz, der "Welt". Dazu gehöre auch eine klare
Differenzierung: "Wer arbeiten kann, aber nicht arbeiten will, sollte
nicht als bedürftig gelten und kann nicht auf die Solidarität der
Gemeinschaft hoffen."
SPD-Fraktionsgeschäftsführer Dirk Wiese
sagte: "Reden auf Parteitagen sollte man einordnen, der Inhalt war wohl
darauf ausgerichtet, die eigenen Delegiertenherzen zu mobilisieren. Im
Herbst wollen wir die Taktzahl in unserem Arbeitsmodus noch weiter
erhöhen. Denn die außen- und innenpolitischen Aufgaben sind groß."
Linksfraktionschefin
Heidi Reichinnek sagte der "Welt", dass Deutschland wohl ein "Herbst
der sozialen Grausamkeiten" bevorstehe. Es brauche stattdessen sinnvolle
Reformen der Sozialsysteme. Ganz vorne stehe eine Bürgerversicherung,
um das Zwei-Klassen-System im Gesundheitssystem endlich zu überwinden
und ein Rentensystem, in das alle Erwerbstätigen einzahlen - allen voran
Abgeordnete. Die Finanzierungsmöglichkeiten lägen auf der Hand: "Wer
die Schuldenbremse für Aufrüstung aussetzen kann, kann das auch für
Soziales."
Der stellvertretende Grünen-Fraktionschef Andreas
Audretsch sagte: "Der richtige Weg ist offensichtlich: Ja zu Reformen
der Sozialsysteme. Ja zu mehr Solidarität bei der Finanzierung. Nein zu
Sozialabbau und kaputt kürzen." Was man nicht brauche, sei ein
Bundeskanzler, der über Kahlschlag und Sozialabbau philosophiere.
"Statt
die eigenen Bürger mit Kürzungen und Sozialabbau zu überziehen, muss
die Bundesregierung den Missbrauch des Sozialstaats endlich beenden",
sagte dagegen der sozialpolitische Sprecher der AfD, René Springer.
Gespart werden müsse bei den Milliardenkosten für Migration - nicht bei
Rentnern, Familien oder Arbeitnehmern.
Quelle: dts Nachrichtenagentur