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Historiker: Ost und West weit entfernt von "Einheitsgefühl"

Archivmeldung vom 02.10.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.10.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Jörg Sabel / pixelio.de
Bild: Jörg Sabel / pixelio.de

Der Direktor der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg sieht die gefühlte Einheit zwischen Ost- und Westdeutschland noch lange nicht erreicht. Viele "Wessis" wüssten bis heute nicht, wie tief die "Ossis" die Zäsur von 1989 empfunden hätten, sagte er der "Passauer Neuen Presse" (Samstagausgabe).

Zwar habe es in der Wirtschaft, der Bildungslandschaft, der Verwaltung und in vielen anderen Bereichen einen rasanten Veränderungsprozess in Richtung einer Einheit gegeben. Allerdings schränkte er auch ein: "Dass dabei aber auch viele Menschen vor allem im Osten nicht mitgenommen wurden, das zeigen die weiterhin bestehenden Differenzen vor allem in der regionalen politischen Kultur." Diese Entwicklung hängt laut Großbölting mit einem grundlegenden Missverständnis zusammen: Während für viele "Wessis" die friedliche Revolution vor allem das Ende der SED-Diktatur war, bedeutete 1989/90 für viele "Ossis" unabhängig davon, wie sie zum Regime standen, der Um- und Aufbruch in ein neues Leben, bei dem alte Gewohnheiten und Sicherheiten nicht mehr galten. "Arbeitslosigkeit, grundlegende Veränderungen in den Besitz- und Eigentumsverhältnissen - viele Menschen im Westen wissen bis heute nicht, wie tief die Zäsur von vielen Menschen in den Neuen Ländern empfunden wurde", sagte der Historiker der PNP: "Die Veränderungen seit 1990 waren wenig von einer gleichen Augenhöhe von Ost und West geprägt, sondern sehr dezidiert nach Maßstäben der alten Bundesrepublik ausgerichtet."

Weniger wegen der politisch-kulturellen Prägungen in der SED-Diktatur, sondern vor allem wegen der Erfahrungen seit den 1990er Jahren habe sich deshalb in Teilen der Bevölkerung der Neuen Länder ein tiefsitzendes Ressentiment gegen und ein fehlendes Vertrauen in das politische System etabliert, sagte der Direktor der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg der "Passauer Neuen Presse". Diese Menschen glaubten, über eine Partei der Aus- und Abgrenzung ihre politischen Interessen vertreten zu sehen. Die AfD sei auch deswegen groß geworden, weil sie die Rolle der Vertreterin des Ostinteresses übernehmen konnte, sagte Großbölting. "Dagegen hilft am besten gute Sachpolitik für den Osten, die die Probleme in den strukturschwachen Regionen ernst nimmt und dabei hilft, Zukunftsperspektiven zu entwickeln. Da können die Parteien jenseits der Rechtspopulisten durchaus noch zulegen."

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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