CDU-Sozialflügel fürchtet "Bullshit-Bingo" in Sozialstaatsdebatte
In der Debatte um Sozialreformen ruft der CDU-Sozialflügel Union und SPD zur Mäßigung auf. "Die Koalitionsparteien sollten aufhören, sich gegenseitig mit Forderungen und Erwartungen zu überschütten und Bullshit-Bingo zu spielen", sagte Dennis Radtke, Vorsitzender der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft Deutschlands (CDA), dem "Tagesspiegel".
Es bringe nichts zu behaupten, der Sozialstaat sei ein unfinanzierbares
schwarzes Loch oder so zu tun, als sei jede Reform eine Abschaffung des
Sozialstaates. "Jeder in CDU, CSU und SPD weiß doch genau: Um unseren
Sozialstaat zu bewahren, müssen wir ihn modernisieren", sagte Radtke. Er
sei sicher, dass die von der Koalition eingesetzten Kommissionen "gute
Vorschläge zuliefern und die Koalition dann auch entscheiden wird".
Radtke
rief die SPD zur Mitarbeit bei Sozialreformen auf. "Wenn SPD-Politiker
jede Reform des Sozialstaates ablehnen, ist das verantwortungsloses
Oppositions-Gehabe", sagte er. "Die SPD muss die Notwendigkeit erkennen,
das Bürgergeld grundlegend zu reformieren."
Kommunikativ sei
Schwarz-Rot "leider hinter den Koalitionsverhandlungen zurückgefallen",
sagte Radtke. "Wir waren schon mal weiter. Union und SPD sollten sich
selbst und dem Land Ampel-Vibes ersparen. Wenn man redet, wie die
Opposition, landet man dort schneller, als einem lieb ist."
Die
Bundesvorsitzende der Mittelstandsunion, Gitta Connemann, erhöhte
hingegen den Druck auf die Sozialdemokraten. "Ohne Sanierung der
Sozialkassen werden Beiträge und damit die Kosten der Arbeit ungebremst
steigen. Das bedroht Arbeitsplätze, Wachstum und damit am Ende der
Sozialstaat sich selbst", sagte die CDU-Abgeordnete der Zeitung.
Es
gehe nicht nur um die Finanzierbarkeit der Systeme, sondern auch um
Gerechtigkeit. "Das derzeitige Bürgergeld gibt vielen Beschäftigten, die
jeden Morgen pünktlich zur Arbeit fahren, das Gefühl, der Dumme zu
sein", sagte Connemann. Leistung würden sich scheinbar nicht mehr zu
lohnen, so der Eindruck.
Connemann forderte eine Rückkehr zum
Prinzip des Förderns und Forderns. "Das müssen wir jetzt schnell und
klar korrigieren, indem wir die dringend notwendigen Reformen mit aller
Entschlossenheit angehen", sagte sie.
Quelle: dts Nachrichtenagentur