Bschor befürchtet Scheitern der Klinikreform
Tom Bschor, Leiter der früheren Regierungskommission Krankenhaus, hat schwere Bedenken bezüglich der künftigen Qualitätsstandards in Kliniken. Wichtige Vorgaben würden unter dem Druck "einflussreicher Interessensgruppen" vermutlich über Gebühr abgesenkt, sagte er dem "Focus".
Einige Bundesländer und die Deutsche Krankenhausgesellschaft drängten
bei der Umsetzung der Krankenhausreform auf "so viele Aufweichungen,
dass am Ende nichts mehr von der Reform übrigbleiben dürfte".
Bschors
Befürchtungen beziehen sich unter anderem auf die sogenannten
Leistungsgruppen, die künftig für die Abrechnung von
Krankenhausleistungen gegenüber den gesetzlichen Krankenkassen
entscheidend sein werden. Die "ohnehin mauen" Qualitätskriterien für die
Leistungsgruppen sollten aufgeweicht werden, so Bschor.
Im
Endeffekt sei zu befürchten, dass in den Kliniken zu viel
Gelegenheitseingriffe etwa an Leber, Bauchspeicheldrüse oder Speiseröhre
durch mangelhaft geschultes Personal durchgeführt würde. Komplikationen
und das Risiko der Patienten zu sterben seien bei solchen Operationen
deutlich höher. Zudem wollten einige Bundesländer einzelne Krankenhäuser
per Verwaltungsbescheid für unverzichtbar erklären. "Diese Häuser
sollen komplett von Qualitätsvorgaben befreit werden, auch das wieder
zulasten der Sicherheit der Patientinnen und Patienten."
Die neue
Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) hat sich mit Bschor seit ihrem
Amtsantritt nach Bschors Worten nicht ausgetauscht. Der frühere
Abteilungsleiter Michael Weller, ein entschiedener Verfechter der Reform
in ihrer vom früheren Minister Karl Lauterbach (SPD) geplanten Form,
hat das Ministerium verlassen. Bschor berichtet, er habe vor wenigen
Tagen seine Kündigung zum 30. Juni erhalten.
Quelle: dts Nachrichtenagentur