Union und SPD streiten über Gespräche mit Taliban-Regierung

Bild: (CC BY-SA 2.0) by Marco Verch
Union und SPD streiten über Gespräche der Bundesregierung mit der radikalislamischen Taliban-Regierung über die Rückführung afghanischer Straftäter. Während aus CDU und CSU Zustimmung kommt, lehnt die SPD solche Verhandlungen ab.
"Wie die vorige Bundesregierung mit den Taliban über die Aufnahme von
Ortskräften sprach, so führt die jetzige Bundesregierung Gespräche über
Rückführungen von Gefährdern", sagte der CDU-Innenpolitiker Marc
Henrichmann dem "Tagesspiegel" (Freitagsausgabe). "Wer deutsches Recht
bricht und unsere Hilfe missbraucht, muss zurückgeführt werden - auch
nach Afghanistan": Die Bundesregierung sei dazu verpflichtet, alles für
die Sicherheit der Bürger zu tun.
Scharfe Kritik kommt aus der
SPD. "Ich lehne das Vorgehen mit Blick auf die geplanten Verhandlungen
mit den Taliban mit aller Schärfe ab", sagte der außenpolitische
Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Adis Ahmetovic, dem "Tagesspiegel".
Mit einer Gruppierung, die Frauen und Mädchen systematisch Bildung,
Arbeit und Freiheit verweigere, die öffentliche Gewalt ausübe,
Andersdenkende verfolge und grundlegende Menschenrechte mit Füßen trete,
könne es aktuell keinen Dialog geben.
Zu Recht seien jüngst vom
Internationalen Strafgerichtshof Haftbefehle gegen führende Mitglieder
der Taliban erlassen, sagte Ahmetovic. Dies sei "ein deutliches Signal
der internationalen Gemeinschaft". Wer die Würde des Menschen derart
missachte, sei kein legitimer Gesprächspartner - weder diplomatisch noch
moralisch.
Zuvor hatte die "Bild" berichtet, kürzlich habe der
frühere Staatssekretär im Bundesinnenministerium und Ex-BND-Chef August
Hanning den afghanischen Ex-Präsidenten Hamid Karzai im Berliner Hotel
Adlon getroffen. "Hier wird offenbar ein Geheim-Deal vorbereitet",
schrieb die "Bild".
Die Zeitung zitiert Hanning mit den Worten:
"Bei einem vertraulichen Treffen im China Club kam es zu einem
intensiven Austausch zwischen Karzai und mir." Hanning zufolge nimmt
Karzai trotz seines offiziellen Rückzugs 2014 "eine zentrale Rolle als
Vermittler" ein. Er verfüge, sagte Hanning der "Bild", über "enge
Kontakte zu den aktuellen Machthabern und ist mit den erforderlichen
Befugnissen ausgestattet, um Gespräche mit der deutschen Seite zu
führen".
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) will die
Zahl der Abschiebungen erhöhen. Er sagte kürzlich dem "Focus": "Nach wie
vor braucht es Dritte, um Gespräche mit Afghanistan zu führen. Eine
Dauerlösung darf das so nicht bleiben. Mir schwebt vor, dass wir direkt
mit Afghanistan Vereinbarungen treffen, um Rückführungen zu
ermöglichen."
Quelle: dts Nachrichtenagentur