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Integrations-Studie: Türkische Gemeinde wirft Friedrich Stimmungsmache vor

Archivmeldung vom 02.03.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.03.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de

Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat, hat Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) vorgeworfen, mit der Veröffentlichung der jüngsten Islam-Studie Stimmung gegen Migranten machen zu wollen. "Es ist ein bisschen befremdlich, dass diese Studie nicht in den dafür zuständigen Arbeitsgruppen der Islamkonferenz diskutiert wird, bevor sie an die Öffentlichkeit geht", sagte er der "Mitteldeutschen Zeitung". "Ich habe von der Studie jedenfalls erst jetzt erfahren. Und dass sie von einer Boulevard-Zeitung an die Öffentlichkeit gebracht wird, ist vorsätzlich."

Die "Bild"-Zeitung hatte die Studie, bevor sie auf der Homepage des Ministeriums online gestellt wurde. Kolat erklärte weiter: "Das ist auch eine Ablenkung von der Rassismus-Debatte. Wieder werden Migranten auf die Anklagebank gesetzt." Dass all das eine Woche nach der Trauerfeier für die Opfer des Rechtsterrorismus geschehe, sei bezeichnend. Er erinnerte daran, dass am 19. April die nächste Islamkonferenz stattfinde und warf die Frage auf, "was der Bundesinnenminister mit der Studie denn eigentlich bezwecken will". In der Studie ist davon die Rede, das bis zu einem Viertel der jungen Muslime zwischen 14 und 32 Jahren integrationsunwillig und latent gewaltbereit sei. Allerdings ist die Aussagekraft der Untersuchung umstritten.

Friedrichs Studie zur Integration stößt auf Kritik

Die Studie von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich zur Integration ist beim Koalitionspartner FDP und in der Opposition auf massive Kritik gestoßen. "Ich muss mich schon wundern, dass das BMI erneut Steuergelder darauf verwendet, eine Studie zu finanzieren, die Schlagzeilen produziert, aber keinerlei Erkenntnisse", sagte der integrationspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Serkan Tören. Auch Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger stellte die Ergebnisse infrage, wonach 22 Prozent der deutschen Muslime zwischen 14 und 32 Jahren einer Integration eher zurückhaltend gegenüberstehen und die eigene Herkunftskultur betonen. Darüber hinaus hätten 48 Prozent der Muslime ohne deutschen Pass starke Separationsneigungen. "Es besteht die Gefahr, damit lediglich Schlagzeilen zu produzieren", sagte Leutheusser-Schnarrenberger und betonte: "Bürger, die islamgläubig sind, leben heute ganz selbstverständlich in Deutschland und sind hier zuhause. Wir sollten die Vorurteile der Vergangenheit und althergebrachte Reflexe endlich hinter uns lassen." Man brauche keine Debatte, die ein Zerrbild des Einwanderungslandes Deutschland vermittele.

Die Grünen hingegen kritisierten die populistische Darstellung der Studie durch ihre Erstveröffentlichung in der "Bild"-Zeitung. Auch die "mit Scheuklappen versehenen Kommentare von Unionspolitikern" zielten auf eine Spaltung der Gesellschaft ab, bemängelte der migrationspolitische Sprecher der Grünen, Memet Kilic. "Nicht Religion oder die Einwanderungsgeschichte sind die entscheidende Ursache für Jugendgewalt, sondern Chancen- und Perspektivlosigkeit." Für die Studie "Lebenswelten junger Muslime in Deutschland" wurden 700 junge deutsche und nichtdeutsche Muslime telefonisch befragt. Zudem wurden 692 Fernsehbeiträge aus Nachrichtensendungen analysiert.

Studie: Mehrheit der Muslime in Deutschland ist integrationswillig

Die Mehrzahl der deutschen und ausländischen Muslime in Deutschland ist bestrebt, sich zu integrieren, wobei bei Muslimen mit deutscher Staatsangehörigkeit diese Tendenz am stärksten ausgeprägt ist. Das ergab die Studie "Lebenswelten junger Muslime in Deutschland", die im Auftrag des Bundesinnenministeriums erstellt wurde. Rund 78 Prozent der deutschen Muslime befürworten demnach Integration mehr oder weniger und nur 22 Prozent nehmen eine eher die eigene Herkunftskultur betonende Haltung ein. In der Gruppe der nichtdeutschen Muslime finden sich circa 52 Prozent, die Integration mehr oder weniger befürworten, aber auch 48 Prozent mit einer Betonung der Herkunftskultur. Die Studie ergab zudem, dass sich die überwiegende Mehrheit der Muslime in Deutschland deutlich vom islamistischen Terrorismus distanziert. Für die Untersuchung wurden 700 deutsch-, arabisch und türkischsprachige muslimische Immigranten im Alter zwischen 14 und 32 Jahren befragt.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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